Michael Glawogger gestorben
Der österreichische Filmemacher, Drehbuchautor und Kameramann Michael Glawogger ist im Alter von 54 Jahren verstorben. Glawogger befand sich auf einer Recherchereise für sein neues Projekt in Afrika.
8. April 2017, 21:58
(c) Neubauer, APA
Mittagsjournal, 23.4.2014
Glawogger war mit einem Filmteam am 3. Dezember des Vorjahres auf Weltreise aufgebrochen, um "Untitled - Der Film ohne Namen" zu drehen. Das Projekt sollte sich in eine Serie globalisierungskritischer Dokus wie "Megacities", "Workingman's Death" und "Whores' Glory" einreihen, mit denen sich der gebürtige Grazer einen Namen gemacht hatte.
Filmografie
- Untitled - Der Film ohne Namen (Unvollendeter Dokumentarfilm, 2013)
- Whores' Glory (Dokumentarfilm, 2011)
- Das Vaterspiel (Spielfilm, 2009)
- Contact High (Spielfilm, 2009)
- Über Wasser (Dokumentarfilm, 2007)
- In Heaven (Kurzfilm, 2006)
- Workingman's Death (Dokumentarfilm, 2005)
- Slumming (Spielfilm, 2005)
- Mai Thai (Kurzfilm, 2005)
- Nacktschnecken (Spielfilm, 2004)
- Zur Lage (Dokumentarfilm, 2002)
- Frankreich, wir kommen! (Dokumentarfilm, 1999)
- Megacities - 12 Geschichten vom Überleben (Dokumentarfilm, 1998)
- Kino im Kopf (Dokumentarfilm, 1996)
- Tierische Liebe (Dokumentarfilm, 1995)
- Die Ameisenstraße (Spielfilm, 1995)
- Mit Verlust ist zu rechnen (Dokumentarfilm, 1992)
- Good News - Von Kolporteuren, toten Hunden und anderen Wienern (Dokumentarfilm, 1990)
- Krieg in Wien (Dokumentarfilm, 1989)
- Die Stadt der Anderen (Kurzfilm, 1989)
- Haiku (Kurzfilm, 1987)
- Tod eines Lesenden (Kurzfilm, 1984)
- Street Noise (Experimentalfilm, 1982)
- Pacific Motion (Experimentalfilm, 1981)
Der aus Graz stammende Regisseur Michael Glawogger gehörte mit seinen Spiel- und Dokumentarfilmen zu den Aushängeschildern des österreichischen Films. Glawogger wollte nicht explizit politische Filme machen, doch nicht selten waren seine Arbeiten politisch. Der Regisseur verstand das Medium Film als Kunstform. Und tatsächlich bewegte er sich mit seinen Arbeiten immer wieder an der Schnittstelle zur bildenden Kunst, sowohl formal als auch inhaltlich.
In seinen bisher größten Kinoerfolgen "Megacities" und "Working Man's Death" ließ Glawogger eine gestalterische Ästhetik in die ansonsten strengen Strukturen des Dokumentarfilms einfließen: Menschen im Elend, zumal auch in fesselnden Bildern "schön" dargestellt. Kritiker und Kinobesucher schockierten diese schönen Bilder immer wieder. Glawogger aber verteidigte seine Methode in einem "Diagonal"-Porträt mit den Worten: "Die Bilder sind oft unangenehm, deswegen flüchten viele in den Vorwurf der Ästhetisierung, weil sie nicht wahrhaben wollen, was wahr ist. Die Bilder tun aber nichts Anderes als Hinschauen."
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ORF.at - Filmemacher Michael Glawogger ist tot