Chefdirigent Cornelius Meister und Salzburg

Die süße Nostalgie des Erfolgs

Das RSO Wien und Cornelius Meister gastieren mit Bruckners Erster Symphonie und Werken von Marc-André Dalbavie bei den Festspielen. Solist ist der französische Star-Countertenor Philippe Jaroussky. Ö1 senden einen Mitschnitt am 22. August.

Salzburger Studienzeit

Eine Erinnerung des Chefdirigenten des RSO Wien, Cornelius Meister: "Von 2000 bis 2001 habe ich am Mozarteum in Salzburg studiert. Ich erinnere mich gut, wie ich damals im Oktober am Bahnhof ankam mit so viel Gepäck, wie ich gerade tragen konnte, aber noch ohne zu wissen, wo ich in den nächsten Monaten übernachten würde. Nach drei Nächten in der Jugendherberge konnte ich umziehen in ein bescheidenes Zimmer in einem Studentenwohnheim gleich hinterm Bahnhof. Vier Herdplatten für 27 Zimmer, ein Telefon am Gang - und unglaublich nette Mitbewohner aus den unterschiedlichsten Studienrichtungen. Was ich brauchte, um mich pudelwohl zu fühlen, hatte ich dort; ich blieb während meiner gesamten Salzburger Studienzeit in diesem Studentenwohnheim."

Das erste gemeinsame Konzert

"Zehn Jahre später gaben das RSO und ich unser erstes gemeinsames Konzert bei den Salzburger Festspielen", erinnert sich Meister: "Ich war ein bisschen nostalgisch und bat darum, die beiden Nächte vor und nach dem Konzert in meinem alten Studentenwohnheim in 'meinem' Zimmer zu übernachten. Es wurde mir ermöglicht - und ich fühlte mich genauso pudelwohl wie zehn Jahre zuvor."

Wenn man sich nun die Freiheit nimmt, sich auszumalen, wie es sich anfühlt, nach exakt zehn Jahren im exakt selben Bett zu liegen und zu wissen, dass es genauso lange im Sinne von so kurz gedauert hat, vom Studentenwohnheim auf die Bühne der Felsenreitschule zu gelangen, und das mit einem "eigenen" Orchester, dann spürt man vermutlich auch selbst etwas von dieser Nostalgie des Erfolgs.

Damals Berg und Mahler

Damals stand unter anderem das Violinkonzert von Alban Berg auf dem Programm - mit Patricia Kopatchinskaja als Solistin - und anschließend ein veritables Monster der Orchesterliteratur, die voluminöse, legendäre erste und einzige Symphonie des jung verstorbenen Hans Rott, Kompositionsklassengenosse von Gustav Mahler. Letzterem war dann im Jahr darauf ein Zyklus gewidmet, zu dem die großen Orchester eines Salzburger Festspielsommers je eine Symphonie beitrugen. Das RSO Wien steuerte zu diesem Zyklus die Vierte Symphonie von Mahler bei.

Nun Bruckner und Marc-André Dalbavie

Heuer ist ein ebensolcher Zyklus für Anton Bruckner vorgesehen und wiederum ist das RSO Wien Teil des orchestralen Starreigens: Die Symphonie Nr. 1 c-Moll von Anton Bruckner entstand übrigens in jenen Jahren, in denen Rott und Mahler geboren wurden.

Als Gegenpol zu diesen Symphonien fungierte und fungiert in diesen RSO-Konzerten jeweils Musik jenes Zeitgenossen, den die Festspiele mit szenischen Musiktheaterproduktionen ins Rampenlicht rücken. 2013 fungierte als Pendant zu Harrison Birtwistles Oper "Gawain" das kurz davor uraufgeführte Violinkonzert von Birtwistle. Cornelius Meister trat gemeinsam mit dem Geiger Christian Tetzlaff und dem RSO Wien auf.

Komponiert für Philippe Jaroussky

Heuer wird der Partner von RSO und Meister der französische Star-Countertenor Philippe Jaroussky sein. Für diesen komponierte 2008 der französische Komponist Marc-André Dalbavie die "Sonnets de Louise Labé", also Sonette einer Dichterin des 16. Jahrhunderts.

2014 ist es nun das dritte Mal, dass Cornelius Meister mit dem RSO Wien bei den Salzburger Festspielen in der Felsenreitschule auftritt. Und inzwischen wohnt Cornelius Meister dabei auch ganz traditionell in einem Hotel.