Pixies: neues Album

Die Pixies, das ist eine vierköpfige Formation aus Boston, die in den 1980er Jahren tonangebend in der alternativen Rockszene war und Größen wie Kurt Cobain maßgeblich beeinflusst hat. Erst jetzt, 23 Jahre nach dem letzten Album "Trompe Le Monde", präsentieren die "Pixies" rund um Frontman Black Francis ihr fünftes Album mit dem eigenwilligen Titel "Indie Cindy". Ihr erstes Album "Surfer Rosa" gilt als eines der wichtigsten Rockalben der 1980er Jahre und enthält mit "Where Is My Mind" den bis heute größten Hit der Band.

Kulturjournal, 28.04.2014

Wirklich "neu" ist das neue Album nicht, denn die Songs wurden schon in den letzten Monaten stückweise auf drei EPs veröffentlicht und nun zu einer Kompilation zusammengefügt. Und zwar mit einem energischen Auftakt, der stark an den gewohnten Sound der frühen Alben erinnert. "What Goes Boom" heißt die erste Nummer, auf deren Stakkato-Rhythmen und schrille E-Gitarrenklänge der melodische Ohrwurm "Greens and Blues" folgt.

Altbekanntes Spiel mit Laut - Leise - Laut

Das typische Wechselspiel von Laut und Leise, hart und weich, das die Pixies perfektionierten und gern innerhalb eines Songs auf die Spitze trieben, findet sich auch auf "Indie Cindy" wieder, allerdings in größeren Dimensionen. Auf laute Nummern mit pochenden Rhythmen, rasanten Soli und schrägen Harmoniewechsel folgen leichtfüßige Gitarrensongs mit Pophit-Potenzial. Dazwischen klingt beharrlich durch: Das Krachmachen beherrschen die Pixies immer noch tadellos, wenn auch in gemäßigter und etwas stimmschonenderer Form als früher.

Die Pixies und die Indie-Scene

Vor allem Songs wie "Ring the Bell" oder "Another Toe in the Ocean" kommen aber ganz klar als Indie-Rock daher, ein Genre, das der Titelsong "Indie Cindy" thematisiert und das Verhältnis der Pixies zu "Indie Cindy" - also zur Indie Scene - hinterfragt.

Zehn Jahre als Live-Band

Beinahe zehn Jahre lang waren die wiedervereinten Pixies mit ihren alten Nummern auf Tour, bevor sich doch der Wunsch nach neuem Material einstellte und sie 2012 erstmals wieder ins Studio gingen, erzählt Schlagzeuger David Lovering: "Wir waren glücklich darüber, wie weit wir auf unserer Tour noch immer auf den alten Lorbeeren kamen. Aber wir wollten nicht nur eine Revival-Band sein, also mussten wir etwas Neues machen. Es hat lange gedauert vom Wunsch zur Umsetzung, aber wir haben es hinbekommen."

Kim Deals plötzlicher Abgang

Mitten im Aufnahmeprozess verließ dann Bassistin Kim Deal überraschend die Band. Die Pixies brachten die Aufnahmen als Trio mit wechselnden Bassisten zu Ende. Kim Deals Bassspiel fehlt auf dem aktuellen Album ebenso wie ihre Stimme, die als Konterpart zu Black Francis jahrzehntelang die Eigenheit der Formation ausmachte. David Lovering: "Ich denke, die Grundstimmung war: Jetzt sind wir nur noch zu dritt, also konzentrieren wir uns um weitermachen zu können. Jeder von uns hat zum Beispiel mehrere Stimmen übernommen, um ihren fehlenden Part zu tilgen."

Die zwölf Songs mit Texten voller Metaphern, Zitate und Wortspielereien stammen aus der Feder von Charles Thompson aka Black Francis. Die Inspirationen dazu – und das mag erstaunen – holte er sich zum Beispiel beim Queen-Hit „The Great Pretender“, erzählt er in einem Interview: „Eine Zeitlang las ich meinen Kindern am Abend Songtexte statt Märchen vor. „The Great Pretender“ war ein großartiger Song, den wir oft und oft gesungen und gelesen haben. Nach einer Weile merkte ich, dass das Metrum sehr gut war. Also beschloss ich, es zu stehlen und als Strukturvorlage für meine eigenen Texte zu verwenden. Dann fügte ich meine Akkorde ein und jetzt klingt es natürlich überhaupt nicht mehr nach „Great Pretender“, aber der Song hat mir sehr geholfen.“

Vinyl und Online-Stream

Veröffentlicht wurde das Album wie schon zuvor die EPs auf dem Bandeigenen Label "Pixiemusic". Es ist in mehreren Versionen erschienen, als Vinyl, Download und in limitierter Auflage mit 40-seitigem Booklet. Schon vor einer Woche war es allerdings im Internet als Gratis-Stream zu hören. In den 23 Jahren seit ihrem letzten Album hat sich eben auch der Plattenmarkt radikal verändert.
Auch wenn die aktuellen Songs nicht an frühere Erfolgsnummern wie "Where Is My Mind" oder "Monkey Gone to Heaven" anschließen können: Die Platte in ihrem Gesamtkonzept funktioniert erstaunlich gut und ist ein angenehmes Wiederhören nach vielen Jahren.