Empörung über Gastronom Plachutta
Der Wiener Gastronom Mario Plachutta hat einen Kellner entlassen, der in der Pause private Erdbeeren mit Staubzucker aus der Plachutta-Speisekammer verfeinert hatte. Das Arbeitsgericht Wien hat bereits festgestellt, dass diese Entlassung ungerechtfertigt war. Für Empörung sorgt Plachutta aber auch mit seiner öffentlich geäußerten Verwunderung, dass sich die Arbeiterkammer für Arbeitskräfte aus dem Ausland einsetze.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 29.4.2014
Arbeitnehmerrechte auch für Ausländer
In der Aussendung von Mario Plachutta heißt es unter anderem wörtlich: " Weiters möchten wir festhalten, dass es sich bei dem betreffenden Mitarbeiter, um einen slowakischen Staatsbürger handelt, der lediglich zu Arbeitszwecken temporär nach Österreich kommt, und seinen Lebensmittelpunkt und Hauptwohnsitz in der Slowakei unterhält. Es verwundert uns, dass gerade diese Interessensvertretung, die dieses System so anprangert, jene Leute und deren massives Fehlverhalten unterstützt."
Das hat die Arbeiterkammer erneut aufgebracht. Sie setze sich für alle Arbeitnehmer ein, sagt Hans Tenner, Bereichsleiter bei der Arbeiterkammer: "Ein Arbeitnehmer hat, sobald er in Österreich rechtmäßig beschäftigt ist, alle Rechte. Und er wird auch von der Arbeiterkammer alle Unterstützung kriegen. Woher ein Mensch kommt, der seine Arbeit erbringt, hat keine Auswirkung darauf, ob er die Rechtsordnung anwenden kann oder nicht."
Kammer gegen Diskriminierung
Mario Plachutta selbst wollte zu der Angelegenheit heute kein Interview geben. In der Wirtschaftskammer ist man um Beruhigung bemüht. Konsequenzen werde es für Mario Plachutta aber keine geben, sagt der Obmann der Sparte Tourismus der Wiener Wirtschaftskammer, Josef Bitzinger: "Ich kann und will ihm nichts vorschreiben, er ist ein tüchtiger Unternehmer. Wir werden über den Fall sicher reden, aber Vorschriften will ich ihm nicht machen."
Doch Diskriminierung gegenüber Mitarbeitern anderer Herkunft lehne die Kammer sehr wohl ab: "Die Tourismuswirtschaft insgesamt ist multikulti, und wir haben eine sehr weite Bandbreite an Mitarbeitern, was ihre Herkunft anlangt, und das ist auch gut so."
Sturm gegen Plachutta
Umso lauter sind hingegen die Meldungen in den sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter. Dort ist ein regelrechter shitstorm gegen Mario Plachutta losgebrochen: "Beim Plachutta ist Arbeiten kein Zuckerschlecken." - "Mitarbeiterrechte sind offenbar eine unverbindliche Empfehlung" oder "So behandelt man seine Mitarbeiter nicht" ist dort unter anderem zu lesen. Und auch bei einer Straßenumfrage zeigt sich ein eher kritisches Bild.
Mario Plachutta ist auch bei der Gewerkschaft vida kein unbeschriebenes Blatt. Dort hat man bereits im Vorjahr wegen herablassender Äußerungen gegenüber Lehrlingen Protestaktionen durchgeführt, sagt Mario Drapela von vida: "Man muss wirklich schauen, dass dieser unfaire Umgang im Betrieb abgeschafft wird. Das sind erwachsene Leute, und die sollten auch so behandelt werden." Wobei auch die Arbeitnehmervertreter zugeben, dass der Umgangston in der Gastronomie etwas rauer sei als in anderen Branchen.