Writer in Residence

Der Schweizer Autor Urs Mannhart hat mit seinem Romandebüt "Luchs" im Jahr 2004 einen Bestseller geschrieben. Mit Roman Nummer drei tritt der weitgereiste Reporter heute Abend in Wien auf.

Kulturjournal, 29.04.2014

Als Reporter hat Urs Mannhart aus Serbien und dem Kosovo berichtet, aus Ungarn, Rumänien, Russland, Belarus und der Ukraine. Zurzeit macht er im Literaturhaus Niederösterreich Station - als Writer in Residence. Urs Mannhart hat aber nicht nur Reportagen geschrieben, er hat nach einem Germanistik- und Anglistik-Studium auch als Nachtwächter gearbeitet und als Fahrradbote.

2004 hat er mit seinem viel gelobten Romandebüt "Luchs", einem Umweltkrimi, gleich einen Bestseller gelandet. Mit Roman Nummer drei, der Mitte Mai herauskommt, tritt er heute Abend in Wien auf, in der Buchhandlung Orlando. Kristina Pfoser hat Urs Mannhart in seinem Atelier in Krems besucht.

"Bergsteigen im Flachland"

Das Fahrrad steht gleich neben dem Schreibtisch in der Atelierwohnung im NÖ Literaturhaus, und mit diesem Fahrrad ist Urs Mannhart auch nach Krems gefahren, die gut 800 km aus dem schweizerischen Langenthal über die Alpen. In einer der beiden großen Fahrradtaschen hat Urs Mannhart die Druckfahnen von seinem neuen Roman "Bergsteigen im Flachland" mitgebracht.

Sieben Jahre lang hat Urs Mannhart an dem 600 Seiten langen Roman gearbeitet. Er wollte von den ungleichen Schicksalen im Europa von heute erzählen, sagt Urs Mannhart und dazu schickt er seinen Protagonisten, den Reporter Thomas Steinhövel, kreuz und quer über den Kontinent: nach Aserbaidschan und nach Mailand, nach Nord-Norwegen und Südspanien, in die Karpaten, den Kosovo, nach Serbien und Den Haag.

"Der Titel des Buches", so der Autor, "ist ein Bild dafür, dass viele der Hauptfiguren versuchen im Flachland bergzusteigen. Sie sind irgendwohin gespült worden, stehen dort mit der falschen Ausrüstung und müssen irgendwie klarkommen", und fügt hinzu: "Klarkommen müssen sie auch und vor allem mit den politischen und sozialen Spannungen auf diesem Kontinent." Die haben auch den Reporter Urs Mannhart umgetrieben.

Schlüsselmoment in der Schweizer Politik

Ein Interesse an fremden Teilen der Welt ist nicht allgemein verbreitet. Vor allem auch bei seinen Landsleuten, bei den Eidgenossen, meint Urs Mannhart. Wie bitter das nötig ist, das sei ihm am 9. Februar klar geworden, sagt Urs Mannhart, nach dem eidgenössischen Volksentscheid für die Begrenzung der Zuwanderung. Den 9. Februar sieht er als ein Schlüsselmoment in der Schweizer Politik. Jetzt sei Selbstreflexion gefragt.

Die andere Seite dieser Gesellschaft kennt Urs Mannhart nicht zuletzt durch seine Arbeit als Nachtwächter in einem Asylzentrum, wo abgewiesene Asylsuchende bis zu ihrer Abschiebung festgehalten werden. Bei allem Idealismus - die politischen Strukturen könne er nicht verändern, sagt Urs Mannhart und die Mentalität seiner Landsleute schon gar nicht. Aber das ist wohl nicht nur ein schweizerisches Phänomen.

Service

Am Dienstag, den 29. April um 19.00 liest Urs Mannhart in der Buchhandlung Orlando in der Wiener Liechtensteinstraße. Sein Roman „Bergsteigen im Flachland“ erscheint Mitte Mai im Secession Verlag.

Orlando
Secession Verlag