Komplikationen in Privat-Spitälern

Man wartet kürzer auf die Operation, behandelt wird man vom Arzt der Wahl und im Zimmer stehen weniger Betten und Obstkorb am Tisch. Patienten mit Zusatzversicherung genießen im Privatspital einen gewissen Komfort. Sie fühlen sich besser versorgt. Im Ernstfall trifft das aber nicht zu, sagt die Wiener Patientenanwältin Sigrid Pilz. Das zeigt etwa der Fall eines Wieners, der seit einer Routine-OP im Privatspital Wachkomapatient ist.

Morgenjournal, 3.5.2014

Kritik an mangelnder Ausstattung

Zweimal war Werner Seifert in der Döblinger Privatklinik schon an der Hüfte operiert worden. Zweimal hatte er gute Erfahrungen gemacht. Bei einer dritten OP an der Wirbelsäule hört sein Herz auf zu schlagen. Er wird erfolgreich wieder belebt und fertig operiert. Erst viel später wurde Seifert auf die Intensivstation des Donauspitals gebracht. Ein Fachgutachten zeigt auf, was falsch gelaufen ist, sagt Patientenanwältin Sigrid Pilz: man habe 6 Stunden den Patienten im Aufwachraum liegen gelassen und nicht gekühlt, was state of the art sei. Jetzt sei er Wachkomapatient.

Das Kühlen wäre nur in einer voll ausgestatteten Intensivstation sofort möglich gewesen. Und genau die gibt es in keiner Privatklinik in Österreich, kritisiert Pilz. Sie fordert: dass sich die Privatspitäler auf jene Fälle beschränken, die einfach seien. Denn bei Komplikationen könne es fatal enden.

Sowohl die technische, als auch die personelle Ausstattung sei in der Döblinger Privatklinik ausreichend, erwidert der Präsident der Privatkrankenanstalten, Josef Macher. Einschränkungen bei Eingriffen gäbe es für Privatkliniken durchaus.

Ministerium sieht keinen Handlungsbedarf

Operations-Einschränkungen gibt es genug, meint auch Silvia Türk vom Gesundheitsministerium. Akuten Handlungsbedarf ortet sie nicht. Die Spitäler würden alle einmal im Jahr kontrolliert.

Die Kritik der Patientenanwältin geht aber weiter. Die Patienten würden zwar über W-Lan und Solarium im Privatspital informiert, aber zu wenig über die intensivmedizinische Ausstattung und ihre vertragliche Situation gegenüber den behandelnden Ärzten.

Der Verband der Privatkrankenanstalten könne und wolle breiter informieren, räumt Josef Macher ein. Er verweist auf die Homepage des Gesundheitsministeriums. Dort sei dargestellt welche Klinik, welche Ausstattung hat.

Mehr

zum Fall Seifert und eine Diskussion über die intensivmedizinische Ausstattung in Privatspitälern sehen Sie heute Abend um 17 Uhr 30 in der Sendung

Bürgeranwalt in ORF 2