Weiter Kritik an Zentralmatura: "Nicht ausgereift"

Die Zentralmatura ist angelaufen - nicht nur an den beiden Pionierschulen, die sie voll umsetzen, sondern an insgesamt 400 Schulen, die sie in mindestens einem Fach anwenden. Das Modell wurde von Unterrichtsministerium und Bundesinstitut BIFIE entworfen. Experten sehen die Zentralmatura weiterhin kritisch und orten baldigen Verbesserungsbedarf.

Unterlagen für erste Zentralmatura in Deutsch

(c) APA, EGGENBERGER

Mittagsjournal, 5.5.2014

"Schüler als Versuchskaninchen"

Die Zentralmatura sei nicht ausgereift, sagt der Bildungswissenschaftler Stefan Hopmann, der auch im Beirat des verantwortlichen Bundesinstituts BIFIE sitzt: "Mir tun die Schülerinnen und Schüler, die dieser Zentralmatura heute ausgesetzt sind, leid, weil sie Versuchskaninchen für eine Idee sind, die nicht gut ist, pädagogisch unvertretbar ist."
Besser wäre es, so Hopmann, wenn nicht alle Aufgaben vom Bund kommen. Der Großteil sollte weiterhin von der Schule formuliert und auch beurteilt werden. Die Schüler würden ja auch je nach Schule unterschiedlich gut vorbereitet. Hopmann: "Wenn ich alles abhängig mache von einer Zentralprüfung, ist es ein Stück weit ein reines Glückspiel."

Druck wegnehmen

Weil die Zentralmatura aber bleiben werde, sollte der Druck von dieser neuen Matura genommen werden. Es sei fragwürdig, dass für den erfolgreichen Schulabschluss nur zählt, was an einem Tag geleistet wird, das sagt auch die Bildungsexpertin und frühere AHS-Direktorin Heidi Schrodt: "Da kann eine Problematik entstehen, andererseits ist es genau das, was wir an den Universitäten haben." Und die Matura bereite ja auf ein Studium vor. Um den Druck speziell bei der Zentralmatura aber zu senken, sollten beim Schulabschluss an einer AHS oder BHS aber etwa auch die Leistungen des letzten beiden Schuljahre einfließen, sagt Schrodt.

An die neue Matura müssten sich die österreichischen Schüler und Lehrer auch erst gewöhnen, sagt Schrodt. Denn sie bringe auch eine neue Art von Aufgaben: Es gehe in allen Fächern mehr ums Problemlösen als um reines Wissen: "Da gilt es noch umzustellen".

Externe Überprüfung notwendig

Grundsätzlich positiv zur Zentralmatura äußert sich Bildungswissenschaftlerin Christiane Spiel, sie lobt vor allem die Vergleichbarkeit. Immerhin gebe es neben dem zentralen schriftlichen Teil auch die mündliche Matura, die wie bisher an der Schule bleibt. Einig sind sich alle Experten, dass die neue Matura nach ihrer Premiere im Detail evaluiert werden muss - und zwar von externen Prüfern.