Rad ab

Die "Café Sonntag"-Glosse von Leo Lukas

Ja, hallo, ich bin der Ronny … Danke, grüß euch. Äh, ich bin zum ersten Mal hier bei den A.A. (kämpft gegen Lachen an), `tschuldigung, aber das klingt ein bissl … also, bei den "Anonymen Autofetischisten". Drum weiß ich noch nicht so genau, wie das abläuft, aber der … Psychodings hat gesagt, ich soll total ehrlich sein und es einfach rauslassen. Na schön. H-hm. Ich hasse Radfahrer.

Ah, ich seh’s euch an, das Gefühl kennt's ihr, gell? Gut, rein sportlich betrieben ist überhaupt nix gegen Radfahren einzuwenden, Tour de France und so, da kriegst du sicher sehr interessante psychische Zustände. Oder diese zwei Weltumradler, die neulich im Radio waren, auch okay, immer noch besser als in den Dschihad ziehen, weil einem fad im Schädel ist, oder sich als Kandidatin aufstellen lassen für eine chancenlose Kleinpartei, nur weil die der Papa gegründet hat. Sowas geht nie lang gut. Umgekehrt schon; bekanntlich hat der Emil Jellinek, ein österreichischer Autohändler, die von ihm verschnalzten Daimler-Fahrzeuge nach seiner Tochter Mercedes benannt. Ein Glück, dass sie nicht Brunhilde geheißen hat … Wo war ich?

Radfahren, richtig. Wie gesagt, als Sport – von mir aus. Jeder wie er will. Oder im Gebirge, wo man auch mit dem SUV nicht mehr hinkommt, da ist ein Mountainbike allemal besser als zu Fuß gehen. Wenn man schon unbedingt hinauf in die dünne Luft muss. Aber in einer Stadt? Ich meine, ich bin jetzt nicht so übermäßig historisch gebildet, aber dass eine Stadt wie, sagen wir, Wien für Autos gebaut worden ist, sieht ein Einäugiger ohne Führerschein. Und der einzige Radler, der da was verloren hat, besteht aus Bier und Limo.

Ich weiß, ihr traut’s euch jetzt nicht klatschen, weil wir sollen ja dagegen ankämpfen, von wegen friedlicher Koexistenz im Verkehr, aber unter uns: Radfahrer stinken. Oder haben Sie schon einmal einen mit Wunderbaum gesehen? Eben.

Und die Drahtesel – der Name sagt eh alles – nehmen auch wahnsinnig viel Platz weg! Zwei nebeneinander sind bitteschön schon fast so breit wie ein Auto. Oder diese Stellflächen, die überall wie die Schwammerl aus dem Boden schießen, für zwanzig oder dreißig oder vierzig Radln; da gehen jedes Mal mindestens ein, wenn nicht zwei oder gar drei Parkplätze verloren! Aber wir ham’s ja.

Ich hab einmal einen Kollegen getroffen, aus Utah. Ich weiß nicht, ob er Mormone ist, jedenfalls hat er nur eine Frau dabei gehabt, aber der hat mir erzählt, sie haben dort nicht einmal Gehsteige, geschweige denn Radwege. Da hast du gar keine andere Wahl als mit dem Pickup zum WalMart zu fahren, da kommt auch keiner auf blöde Ideen.

Überhaupt die Amis, die sind schon okay. Sie haben ja dieses Second Amendiment oder wie das heißt, ich bin jetzt nicht so übermäßig historisch gebildet, also dass jeder das Recht auf Waffenbesitz hat. Wissen S’, was ich mir schon länger denk? So einen Zusatzartikel in der Verfassung, den braucherten wir auch. Nur, für die Autos. Freie Fahrt für freie Bürger! Für die Frau natürlich auch, wenn man sich einen kleinen Zweitwagen leisten kann. Ich hoff sehr auf den Hazeh und seine Burschen, wenn die an die Macht kommen, dass die das einführen.

Dann muss nämlich auch niemand mehr in so eine, pardon, beschissene Selbsthilfegruppe, bloß weil er mit achtzig km/h und 1,8 Promille einen schwindligen Radlfahrer abgeschossen hat. Äh. Danke fürs Zuhören.