Cannes: "Grace of Monaco"

Die Filmfestspiele von Cannes wurden mit dem Filmporträt von Grace Kelly, der Fürstin von Monaco, eröffnet: Nicole Kidman in der Rolle der zarten Schönheit aus Amerika, die an der Seite des von Tim Roth dargestellten Rainier die Zuschauer faszinieren kann, die Familie der Grimaldis aber schwer verärgert hat. Sie haben dann auch als Ehrengäste gefehlt.

Morgenjournal, 15.5.2014

"Ich bin traurig darüber"

Schon nach dem Lesen des Drehbuchs hatte sich die Fürstenfamilie klar von dem Film distanziert. Was genau die Grimaldis störte, teilten diese jedoch nicht mit. "Sehr schade, diese Reaktion", meinte Nicole Kidman dann auch in einer Pressekonferenz: "Ich bin traurig darüber, weil ich glaube, dass dieser Film keinerlei böse Absichten gegenüber der Fürstenfamilie oder gegenüber Grace Kelly und Fürst Rainier verfolgt. Natürlich wurden gewisse Dinge dramatisiert, es ist ja auch kein Biopic, falls sich die Grimaldis den Film aber angesehen haben oder ansehen werden, werden sie bemerken, dass er mit viel Liebe für ihre Eltern gemacht wurde."

In "Grace von Monaco" geht es um nur wenige Monate im Leben der Gracia Patricia. Diese waren aber entscheidend für die Geschicke ihres Landes und für ihr persönliches Leben. 1962 kam es zur Krise zwischen Frankreich und Monaco, weil viele französische Unternehmer in die Steueroase flüchteten und dem französischen Staat dadurch wesentliche Einnahmen verloren gingen. Präsident De Gaulle drohte Rainier damals damit, das Fürstentum mittels eines Embargos in die französische Oberhoheit zu zwingen. Im Film zeigt sich die junge Fürstin wenig zurückhaltend auf dem ungewohnten diplomatischen Parkett. Gleichzeitig klopfte aber auch Alfred Hitchcock an, der Grace Kelly die Hauptrolle in seinem neuen Film "Marnie" geben wollte, was zu schweren Spannungen zwischen Grace und Fürst Rainier führte.

Eine künstlerische Freiheit

Der Film spitzt nun alles auf diesen Konflikt zu. Wie in der Wirklichkeit auch, hängt Gracia Patricia schließlich ihre Filmkarriere endgültig an den Nagel und macht den fundamentalen Wandel zur weltgewandten Diplomatin mit. "Grace war hochintelligent. Sie besaß zwar dieses kühle Äußere, gleichzeitig aber auch eine ungeheure Neugier. Und was sie tat, war so außergewöhnlich, weil sie dabei allein von dieser leidenschaftlichen Neugier angetrieben wurde", sagt Nicole Kidman.

Tatsächlich wird Gracia Patricia im Film zur Retterin des Fürstentums hochstilisiert. Auf dem Rotkreuzball im Jahr 1962 hält sie vor Präsident de Gaulle eine ergreifende Rede. Eine künstlerische Freiheit, die er sich genommen habe, gibt Regisseur Olivier Dahan unumwunden zu: "Charles de Gaulle hatte diesen Ball in Wirklichkeit nicht besucht. Ich brauchte aber diese Szene, weil sich die Kontrahenten tatsächlich in einem Raum gegenüber stehen sollten. Und auch Hitchcock rief Grace Kelly nur an und kam nicht persönlich nach Monaco. Alles andere basiert aber auf Fakten. Ich bin aber kein Historiker und will deshalb nicht Tatsachen zeigen, sondern was sie bedeuten."

Genau das schafft "Grace von Monaco" aber nicht. Da wird die Fürstin aus Hollywood ohne Ecken und Kanten gezeigt, dafür aber mit Weichzeichner und sternchenglitzernden Augen. Solche Heiligen sind aber nicht nur unglaubwürdig, sie langweilen leider auch.