Mailand kürzt Vertrag mit Pereira

Die Affäre um die Intendanz Alexander Pereiras an der Mailänder Scala wird vorerst durch einen Kompromiss beendet: Der Aufsichtsrat des berühmtesten italienischen Opernhauses hat Pereiras Berufung bestätigt, sein Vertrag wird allerdings mit Ende des nächsten Jahres befristet. Dann wird der Posten neu ausgeschrieben. Pereiras Vertrag stand auf der Kippe, weil er ohne Einverständnis der Scala-Verantwortlichen Produktionen der Salzburger Festspiele gekauft hatte.

Morgenjournal, 16.5.2014

Es war ein langer Tag des Wartens, voller Aufregung und voller Gerüchte. Um neun Uhr morgens hatte die Sitzung des Scala-Aufsichtsrats begonnen. Die Palette der möglichen Resultate reichte von einer sofortigen Auflösung des Vertrags bis hin zu uneingeschränkter Bestätigung. Am Abend schließlich verkündete der Vorsitzende des Aufsichtsrats, der Bürgermeister von Mailand Giulinao Pisapia den gefassten Beschluss:

"Wir haben entschieden, Pereira kann bleiben - allerdings nur bis Ende 2015. Er muss uns jetzt schon die Kündigung für jenen Zeitpunkt unterschreiben. Dann steht es ihm auch frei, sich erneut zu bewerben."

Eine Entscheidung über die umstrittenen vier Salzburger Produktionen, so Pisapia weiter, werde man erst treffen, sobald Pereiras Antwort vorliegt und klar ist, wer der nächste Scala-Intendant sein wird.

Pereira hat seine Kompetenzen überschritten

Es bestehe kein Zweifel, dass Pereira seine Kompetenzen überschritten hat, so Bürgermesiter Pisapia. Seine Entschuldigung habe das Problem nicht gelöst. Der Vertrag für die Phase vor seiner Berufung an die Scala ab Oktober habe ihm eigenmächtige Einkäufe nicht erlaubt.

Andererseits beginnt im kommenden Frühjahr in Mailand die Weltausstellung. Eine anspruchsvolle Zeit auch für die Scala. Jetzt mit der Suche nach einem neuen Intendanten zu beginnen, räumt der Bürgermeister ein, würde das Opernhaus vor große Probleme stellen.

Ein guter Kompromiss für alle Beteiligten

Der Protagonist der Affäre, Alexander Pereira, war bei der Sitzung selbst nicht dabei, er war aber offensichtlich in die Verhandlungen einbezogen. Am Telefon gibt er uns spätabends überraschend zu verstehen, dass der Kompromissvorschlag seine Idee war. Er scheint also bereit sein, die Lösung zu akzeptieren. Damit würde Pereira die Scala bis zum Ende der Weltausstellung im nächsten Jahr leiten.

Acht von neun Mitgliedern des politisch besetzten Aufsichtsrates haben für den Kompromissvorschlag gestimmt. Der Vertreter der Region von der Lega Nord, hat mit Blick auf die bevorstehenden Europawahlen bis zuletzt auf Pereiras sofortigen Rauswurf beharrt. Für Pereira hatten sich der Bürgermeister und führende Dirigenten stark gemacht.