"Fruitvale Station": Tod in der U-Bahnstation

In der Neujahrsnacht 2009 wurde der Afroamerikaner Oscar Grant in der U-Bahnstation "Fruitvale" in einem Vorort von San Francisco von einem weißen Polizisten erschossen. Der Film "Nächster Halt: Fruitvale Station" widmet sich den Hintergründen der Tat.

Der Fall führte zu heftigen Protesten und Demonstrationen, nicht zuletzt weil der Täter mit einer milden Strafe wegen fahrlässiger Tötung davon kam. Der Film "Nächster Halt: Fruitvale Station" rollt nicht nur die Ereignisse von damals auf, sondern schaut vor allem hinter die familiären Kulissen.

Mittagsjournal, 21.5.2014

Mit einem Handy aufgenommene Amateurbilder machen den Kinozuseher gleich zu Beginn zu nachträglichen Augenzeugen: Vier Junge Afroamerikaner sitzen am Boden in einer U-Bahnstation, ein weiterer, Oscar Grant (Michael B. Jordan) liegt unbewaffnet auf dem Bauch. Dann ein Schuss, wenig später stirbt Oscar Grant im Krankenhaus. Der 28-jährige afroamerikanische Regisseur Ryan Coogler hat sich dieser Sache filmisch angenommen, nicht zuletzt, weil er von Vorfällen "selbst ziemlich betroffen" war, so Coogler.

Porträt einer Durchschnittsexistenz

Der Film schildert den letzten Tag im Leben von Oscar Grant inklusive einiger Rückblenden, mit dem Ziel, den Menschen und das Milieu hinter den Schlagzeilen spürbar zu machen - das Porträt einer Durchschnittsexistenz, das sowohl die guten als auch die weniger guten Seiten des damals 22-jährigen Grant verdeutlicht.

Da hätten wir einerseits den hilfsbereiten Mitmenschen und liebevollen Familienvater, andererseits macht der Film kein Hehl aus Grants menschlichen Schwächen, seiner Unpünktlichkeit als Ursache für einen verlorenen Job, Unzuverlässigkeit und aus seinen Lügen, schließlich aus seiner Vergangenheit als Drogendealer mit Gefängnisaufenthalt.

Empörungspotenzial

Doch der Mann hatte auch gute Vorsätze. Hätte aus Oscar Grant also doch ein aufrechtes Mitglied der Gesellschaft werden können? Ist sein Tod daher umso tragischer? Der Film "Nächster Halt: Fruitvale Station" drängt dem Zuseher diese Fragen auf und schürt damit zusätzlich die Dramatik.

Auch die Aggression im Alltag, im Schmelztiegel der ethnischen Gruppen passt zur Hitzköpfigkeit der Hauptfigur. Doch Regisseur Coogler kennt die moralische Grenze, beutet also das Empörungspotenzial dieses Falls von Polizeigewalt nicht unzulässig oder gar billig aus.