Schokoladenkönig als Favorit bei Wahl in Ukraine

In der Ukraine wird morgen ein neuer Präsident gewählt. Rund 20 Kandidaten sind um die Nachfolge des im Februar gestürzten Präsidenten Viktor Janukowitsch im Rennen. Die meisten haben keine Chance, gewählt zu werden, egal ob von der früheren Janukowitsch-Partei aufgestellt oder vom rechtsextremen Lager. Unangefochten an der Spitze der Umfragen liegt der milliardenschwere Petro Poroschenko, der wegen seiner Schokoladen-Produktion auch "Schokoladenkönig" genannt wird.

Mittagsjournal, 24.5.2014

Poroschenko sieht sich nicht als Oligarch

Wo immer er auftritt in diesen Tagen, Petro Poroschenko schlägt tosender Applaus entgegen. So auch in der westukrainischen Stadt Lemberg, wo der Präsidentschaftskandidat seine Wahlkampftour durch die Ukraine beendet. Er werde gegen grassierende Korruption im Land antreten, verspricht er bei einer Diskussion mit Wählern. Doch was unterscheidet ihn, den Milliardär, von den anderen Oligarchen, die er bekämpfen will:
"Ich bin kein Oligarch, betont Poroschenko. Die Ukraine muss ein wettbewerbsfähiges und unabhängiges Land werden. Keiner darf die Regierungsmacht für seine persönliche Bereicherung missbrauchen. Das habe ich nie gemacht." Tatsächlich wird der 48-jährige Petro Poroschenko von vielen Ukrainern als ehrlich und kompetent empfunden: "Poroschenko ist ein ehrbarer Mann erklärt eine Pensionistin im Stadtzentrum von Lemberg. Er gibt vielen Arbeit und zahlt hohe Löhne.""Poroschenko sei die wichtigste Führungsfigur im Land, meint auch ein Taxifahrer, weil er Geschäftsmann und Politiker sei."

Kein Unbekannter in Politik

Petro Poroschenko, dessen Vermögen auf mehr als eine Milliarde Euro geschätzt wird, machte sein Geld vor allem mit der Produktion von Schokolade. Daneben besitzt er einen proeuropäisch orientierten Fernsehsender und weitere Unternehmen. Auch politisch ist er lange im Geschäft. Er finanzierte nicht nur die jüngsten prowestlichen Massenproteste auf dem Maidan, sondern auch schon jene im Jahr 2004. Als Minister diente er in Regierungen unterschiedlicher Richtungen. Was ihn für manch einen zum politischen Wendehals macht, ist auch ein Vorteil, meint der Politologe Wladimir Fesenko:
"Poroschenko hat den Ruf, kompromissbereit zu sein. Er kann gut verhandeln und sich mit allen einig werden."

Poroschenko will Ukraine in EU bringen

So will er als neuer Präsident sofort in die von prorussischen Separatisten besetzen Gebiete in der Ostukraine reisen. Auch mit Russland will er den Dialog suchen: "Anders geht es nicht, Russland ist unser Nachbarland, betont Poroschenko. Sein Hauptziel jedoch ist es, das Land in die EU zu führen: "Hunderte haben mit dem Leben dafür bezahlt, dass die Ukraine ein europäisches Land wird. Wir verdienen die EU-Mitgliedschaft, wenn wir rasch das Land modernisieren und der Korruption den Kampf ansagen." Doch erst einmal muss Poroschenko gewählt werden. Laut Umfragen könnte es ihm schon morgen, im ersten Wahldurchgang gelingen.