"Emilie" am Salzburger Landestheater

Sie war Wissenschaftlerin, als Frauen noch ausschließlich Hausfrau und Mutter sein sollten. Sie war zehn Jahre lang die Geliebte von Voltaire, wollte aber genau darauf nicht reduziert werden. Diese Émilie du Chatelet hat die finnische Komponistin Kaija Saariaho in den Mittelpunkt einer Oper gestellt, die nun am Salzburger Landestheater gezeigt wird.

Kulturjournal, 23.05.2014

Emilie ist eine sehr leidenschaftliche Frau, die sich von gesellschaftlichen Normen nicht einengen lässt: Zunächst war sie standesgemäß verheiratet, dann die Geliebte von Voltaire, schließlich ist sie schwanger von dem gewissen Saint-Lambert. Sie war äußerst gebildet und wissenschaftlich interessiert, ihre Sorge kreist allerdings weniger um das Kind als um die Frage, ob sie Newtons "Mathematische Prinzipien" werde fertig übersetzen können, denn Todesahnungen bestimmen ihr Leben.

Eine gute Stunde lang steht die Figur allein auf der Bühne, schildert ihre Ängste, schwärmt für die Wissenschaft. Die Salzburgerin Eva Musil hat als Ausstatterin ein gewaltiges hölzernes Gebilde auf die Bühne gestellt, halb Gehirn, halb Zauberkasten, ein Objekt, das sie beim Inszenieren beeinflusst habe, erzählt die Regisseurin Agnessa Nefjodov.

Die junge Regisseurin mit russischen Wurzeln zeigt nun ihre dritte Inszenierung am Landestheater, die Oper gibt keine Handlung vor, befasst sich nur mit Émilies Gefühlszustand, dennoch entsteht eine rundum plastische Figur, mit deutlich kämpferischem Anspruch.

Am Pult des Mozarteumorchesters: Leo Hussain. Der Salzburger Musikdirektor sieht die dritte Oper der finnischen Komponistin in der Tradition des französischen Impressionismus. Kaija Saariaho hat schließlich unter anderem am IRCAM in Paris studiert, 1952 wurde Saariaho geboren, begonnen hat sie ihre Ausbildung in ihrer Heimat und danach in Deutschland. Für Salzburg ist ihre Musik nicht völlig neu: Ihre erste Oper "L'Amour de loin" wurde 2000 mit großem Erfolg bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt, die jüngste Oper "Émilie" wurde vor vier Jahren in Lyon erstmals gespielt mit Karita Mattila in der Titelpartei. In der Salzburger Aufführung wird Emilie von der britische Mezzosopranistin Allison Cook gesungen.

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