Vor Leitzinssenkung: Nowotny hält sich bedeckt

Die Europäische Zentralbank könnte nächste Woche erneut den Leitzins senken. Dazu hat heute bei der Bilanzpräsentation der Österreichischen Nationalbank auch deren Gouverneur Ewald Nowotny Stellung bezogen, konkrete Aussagen über die geplante Zinssenkung will er aber nicht treffen.

Mittagsjournal, 27.5.2014

Leitzinssenkung der EZB wahrscheinlich

Zu Gerüchten, dass die Europäische Zentralbank EZB in der kommenden Woche die Leitzinsen erneut reduziert, will Nowotny nicht konkret Stellung nehmen. Er könne eine Woche vor dieser Entscheidung keine konkreten Aussagen treffen, aber es gebe natürlich eine Diskussion in diese Richtung, so Nowotny. Angeblich will die EZB den Wert von 0,25 Prozent auf 0,15 Prozent senken.

Wie EZB-Präsident Mario Draghi verweist auch Nowotny darauf, dass die Inflation niedrig ist und trotz wirtschaftlicher Erholung in den kommenden Monaten niedrig bleiben wird. Im Euroraum liegt sie momentan bei 0,7 Prozent. Als gut und richtig will die EZB eine Teuerungsrate von knapp unter zwei Prozent, um genug Abstand zur Deflation zu haben, zur Spirale aus niedrigen Preisen und Konsumzurückhaltung. Ein Eingreifen der Zentralbank wird somit wahrscheinlicher.

Die Notenbanker wie Ewald Nowotny verbinden mit niedrigeren Zinsen die Hoffnung, dass die Kreditnachfrage steigt und in weiterer Folge Konsumnachfrage und Wirtschaftswachstum zunehmen.

Nationalbank bilanziert mit Gewinnrückgang

Mehr als 660 Millionen Euro Gewinn stehen unter dem Strich in der heute präsentierten Nationalbank-Bilanz – im Vergleich zum Rekordwert aus dem Jahr 2012 sind das gleich um 30 Prozent weniger. Dementsprechend weniger überweist die Nationalbank auch an den Bund. Gewinnanteil und Steuern schlagen sich für die Republik mit annähernd 250 Millionen Euro positiv zu Buche.

Für die Nationalbank gilt, was für alle gilt, die Geld auf einem Sparbuch angelegt haben: Niedrige Zinsen schmälern den Vermögenszusatz. Der geringe Zuschlag auf Einlagen ist ein Grund für das Resultat, dazu kommen Rückstellungen sowie Abschreibungen auf Devisengeschäfte und Wertpapiere.

Die niedrigen Zinsen in der Eurozone werden weiterhin ein Faktor in der Bilanz bleiben. Aus Sicht von Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny sind künftig höhere Zinsen und damit eine bessere Bilanz eher unrealistisch.

Nowotny bleibt bis 2019

Stellung genommen hat Ewald Nowotny bei der Bilanzpräsentation auch zur Diskussion um seine Person. Gegenüber dem Ö1-Mittagsjournal stellt er klar, dass er seinen Vertrag bis September 2019 erfüllen will. Volle Rückendeckung bekommt er dabei vom Aufsichtsrat der Nationalbank: Die Debatte sei unnötig und kontraproduktiv.