Alex Katz in der Albertina
Die amerikanische figurative Gegenwartskunst hat sich unter der Direktion Klaus Albrecht Schröders zu einem Schwerpunkt der Albertina entwickelt. Im Februar waren Arbeiten des amerikanischen Malers Eric Fischl zu sehen. Jetzt widmet das Haus erneut dem New Yorker Maler Alex Katz eine Ausstellung.
8. April 2017, 21:58
Diesen Ausstellungen gehen in der Regel große Schenkungen der Künstler an das Haus voran. Bereits 2009 hatte Alex Katz praktisch sein gesamtes druckgrafisches Werk der Albertina geschenkt. Nun hat der Künstler der Albertina weitere 60 Arbeiten überlassen, wobei es sich diesmal vor allem um Zeichnungen handelt. Anlass für die Albertina, ihre gesamte Sammlung an Zeichnungen und Kartons sowie ausgewählte Gemälde von Alex Katz zu zeigen.
Kulturjournal, 27.05.2014
Die Ästhetik der Fläche
Glatte Oberflächen, coole Eleganz, Gemälde so flach gemalt wie eine Ikone. Tiefenschärfe und die perspektivische Illusion von Räumlichkeit spielen für den US-Amerikaner Alex Katz keine Rolle. Stattdessen setzt er in seinen Bildern und Druckgrafiken auf die Ästhetik der Oberfläche und vor allem die expressive Kraft der Farbe: "Wenn man es richtig macht, ist die Farbe nicht flach, sondern eröffnet neue Perspektiven. Ich habe Mondrian, Rothko und Yves Klein studiert. Sie haben alle flächig gemalt, aber durch die Farbe öffnen sich diese Bilder. Und diese Technik habe ich in die gegenständliche Malerei übersetzt."
Viele von Alex Katz Porträts, die nicht selten monumentale Ausmaße annehmen, wirken wie Filmstills, denn für Katz - wie für viele Maler seiner Generation – ist die Sprache des Kinos stilprägend. In cineastischen Kategorien gesprochen, bannt Katz das Personal eines Woody-Allen-Films auf die Leinwand. Dargestellt wird die New Yorker Upper Class und Intelligenzia. Das brachte Katz zuweilen das despektierliche Label des Salonmalers ein. Katz' Antwort darauf fällt kurz und bündig aus: Er wolle eine Welt malen, die er kenne und das sei eben die Upper Class New Yorks.
Die Albertina zeigt nun also einen großen Teil ihrer Sammlungsbestände: Eine Auswahl an Gemälden und Prints sowie die gesamte Sammlung an Zeichnungen und Kartons. Erst kürzlich hatte Katz dem Haus erneut rund 60 Arbeiten geschenkt, darunter frühe Zeichnungen, die Genreszenen aus dem urbanen Raum zeigen: U-Bahn-Motive aus einer Welt von Gestern zum Beispiel. Darauf sieht man: Auf ihrem Weg aus den Suburbs in das Herz der Stadt gibt sich die amerikanische Mittelklasse stilvoll: die Damen in Handschuhen, die Herren mit Hut. Diese Zeichnungen sind Fingerübungen des noch jungen Alex Katz aus den späten 1940er Jahren, denn obwohl der abstrakte Expressionismus eines Jackson Pollock damals die Kunstszene begeisterte, entschied sich der junge Alex Katz gegen alle Widerstände für die gegenständliche Malerei.
Salonmalerei oder Sittenbild?
"Niemand hat die Wirklichkeit abgebildet", sagt er. "In der Kunsthochschule lehrte man moderne Kunst. Nach meinem Abschluss war der abstrakte Expressionismus das Maß aller Dinge. Die gegenständliche Malerei galt als obsolet. Aber ich bekam ein Stipendium für eine Kunstschule in der Provinz. Dort malte man immer noch gegenständlich. Also habe ich begonnen, die äußere Wirklichkeit abzubilden. Damit habe ich sozusagen Pandoras Büchse geöffnet. Denn was bedeutet Realismus? Rembrandt ist nicht realistisch! Die Fotografie ist nicht realistisch! Filme sind nicht realistisch! Wie kann man also etwas realistisch abbilden?", sagt Alex Katz, der der Albertina erneut 60 Zeichnungen geschenkt hat. In Zeiten schrumpfender Ankaufsbudgets sind Institutionen auf solche Schenkungen ja angewiesen. Doch auch die Künstler gehen nicht leer aus. Schließlich folgt auf eine Schenkung meist eine größere Ausstellung.
Die Ausstellung "Alex Katz. Zeichnungen, Kartons, Gemälde aus der Sammlung Albertina" ist ab Mittwoch, 28. Mai 2014, zu sehen.