Mauthausen: Experte fordert Beirat
Die Regierung überlegt wie berichtet, eine Auslagerung der KZ-Gedenkstätte Mauthausen. Bisher wird dieser wichtigste Erinnerungsort an die Opfer der Nationalsozialisten in Österreich vom Innenministerium verwaltet. Der Historiker Bertrand Perz, der sich seit Jahren wissenschaftlich mit der Geschichte des Konzentrationslagers befasst, warnt davor, dass die Gedenkstätte kaputtgespart wird.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal II, 30.5.2014
"Keine Low-Cost-Gedenkstätte"
Die Gedenkstätte Mauthausen wird seit 1949 vom Innenministerium geleitet. Bertrand Perz von Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien war seit Jahren als Wissenschaftler mit der Neugestaltung der Gedenkstätte befasst. Er sagt zur möglichen Auslagerung: "Grundsätzlich ist es lohnenswert, darüber nachzudenken. Denn die heutige Struktur mit einer ministeriellen Verwaltung 170 Kilometer entfernt von Wien aus ist nicht sinnvoll, nicht zeitgemäß, unpraktisch."
Allerdings dürfe eine Auslagerung nicht Vorwand für Einsparungen werden. Schon jetzt ist zu hören, dass Mitarbeiter der Gedenkstätte, die die Führungen für die hunderttausenden Besucher pro Jahr machen, nicht wissen, wie es mit ihrer Arbeit weitergeht. Perz befürchtet, dass hinter den Überlegungen der Auslagerung steckt, dass man an Einsparungen denkt. "Und es kann überhaupt nicht sein, dass wir jetzt eine Low-Cost-Gedenkstätte bekommen. Wir haben ein Neugestaltungskonzept, von dem höchstens ein Viertel realisiert worden ist. Und es gibt keine Aussicht auf Finanzierung für die Durchführung dieser weiteren Reformschritte."
Beirat gegen Interventionen
Und Perz fordert einen wissenschaftlichen Beirat, der in inhaltlichen Fragen unabhängig von der Regierung ist. Dann könnte sich eine wissenschaftliche Leitung im Fall einer politischen Intervention auf diese Beiräte berufen. In Deutschland, so der Historiker, seien derartige wissenschaftliche Beiräte bei KZ-Gedenkstätten üblich. Einen direkten Zugriff von Ministerien gebe es dort nicht.