Polen: Ex-Staatschef Jaruzelski beigesetzt

In Warschau ist heute der kommunistische Ex-Machthaber Wojcjech Jaruzelski beigesetzt worden. Jaruzelski hat zehn Jahre lang die Geschicke Polens geleitet, seine Rolle in der kommunistischen Zeit ist höchst umstritten, deshalb hat man in Polen davon Abstand genommen, für Jaruzelski Staatstrauer auszurufen.

Abendjournal, 30.5.2014

Umstrittene politische Figur

Die Trauerfeier in der Militärkathedrale von Warschau: Unter den Trauergästen ist auch Polens Präsident Bronislaw Komorowski
Er verabschiede sich heute von dem Präsidenten der Zeit der Veränderungen in Polen, sagt Komorowski.

General Wojcjech Jaruzelski war und ist eine umstrittene Figur in der polnischen Geschichte. 1981 hat er das Kriegsrecht ausgerufen, bis 1989 führte er als Staatschef die politischen Geschäfte im Land. Er ist für Verhaftungen und politische Verfolgungen verantwortlich, andererseits hat Jaruzelski erste teilweise freie Wahlen in Polen ermöglicht und ist nach dem Sieg der Opposition auch zurückgetreten.

Proteste vor der Kirche

Mit anwesend war bei der Trauerfeier heute auch Lech Walesa, Friedensnobelpreisträger, Symbolfigur der Solidarnosc und erster Präsident des postkommunistischen Polen. Auch er erweist Jaruzelski, seinem ehemaligen Erzfeind, die letzte Ehre.

Ehemalige Mitkämpfer der Solidarnosc hingegen protestieren vor der Kirche, "Verräter" steht auf den Plakaten. Sie protestieren gegen die Anwesenheit der polnischen Staatsspitze bei dem Begräbnis. Jaruzelski, der für viele Tote während des Kommunismus in Polen verantwortlich gemacht wird, habe ihrer Meinung nach kein solch ehrenvolles Begräbnis verdient.

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