Herbert-Boeckl-Atelier geöffnet

Am 3. Juni 1894, also vor 120 Jahren, wurde der Maler Herbert Boeckl, einer der wichtigsten österreichischen Künstler der Nachkriegszeit, geboren. Sein Atelier hatte Boeckl in der Wiener Argentinierstraße - ein Kulturzentrum also in der Nähe des Belvedere, das Boeckls Atelier jetzt als Dependance führt und dieses kunsthistorische Juwel der Öffentlichkeit zugänglich macht.

Herbert Boeckls Atelier in der Argentinierstraße ist ein seltenes kunsthistorisches Juwel, denn seit Boeckls Tod 1966 sind hier alle Gegenstände unberührt geblieben.

Morgenjournal, 3.6.2014

Eine Zeitreise in das Boeckl-Atelier im Dachgeschoß von

  • Herbert-Boeckl-Atelier

    (c) APA/GEORG HOCHMUTH

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In diesem Atelier ist die Zeit stehen geblieben. Riesige Fensterflächen geben den grandiosen Blick vom Dachgeschoß auf die Elisabethkirche und dahinter über die ganze Stadt frei. Der Holzboden ist gesprenkelt mit Farbflecken, von den Wänden hängen die oberputzverlegten Elektroleitungen aus den 1920er Jahren. Belvedere-Direktorin Agnes Husslein, die gleichzeitig auch die Enkeltochter von Herbert Boeckl ist, öffnet die Schreibtischladen, die aussehen, als hätte der Maler bis gestern hier gelebt und gearbeitet.

Mit acht Jahren war Agnes Husslein zum letzten Mal im Atelier ihres Großvaters. Sie erzählt, dass die Kinder dort die Farben stampfen mussten oder stundenlang Modellsitzen für Boeckls großes Familienportrait. Herbert Boeckl hatte neun Kinder. Vor allem in Kriegszeiten war es schwierig, sie alle zu ernähren. Ein Besucher berichtete 1945, dass Boeckl im Winter bei eisiger Kälte malte, nachdem die Fensterscheiben im Krieg zerstört worden waren.

Künstler nach 1945 geprägt

Als Boeckl 1966 starb, galt er bereits als einer der Hauptvertreter der Österreichischen Moderne, hatte monumentale Gemäldezyklen und Gobelinentwürfe angefertigt, war zweimal mit dem großen Österreichischen Staatspreis für Bildende Kunst ausgezeichnet worden, war zweimal Rektor der Akademie der Bildenden Künste gewesen und war prägend für die Generation der Künstler in Österreich nach 1945.

In seinem Atelier verkehrten junge Künstler wie Arnulf Rainer oder Maria Lassnig. Jetzt steht da noch das letzte von Boeckl gemalte Bild in der Staffelei. Die Strohhüte, mit denen der Maler auf Motivsuche ging, hängen am Haken, daneben der riesige Barockspiegel, den er für seine Selbstportaits verwendete.

Muse sorgte für Erhalt

Der derart unversehrte Erhalt des Ateliers ist der Künstlerin und Muse der letzten Jahre des Malers, Marie-Cécile Boog zu verdanken, wie Agnes Husselein erklärt: "Die letzten Jahre hat er hier alleine gelebt, betreut von Marie-Cécile Boog. Das war eine Künstlerin, Bildhauerin, Schülerin von Wotruba und seine Muse der letzten Jahre. Ihr ist es zu verdanken, dass sich alles so erhalten hat."

Obwohl Möbel und Malutensilien ebenso sorgfältig wie unmerklich restauriert wurden, ist diesem Ort die Patina der letzten 50 Jahre erhalten geblieben. Etwa einmal pro Monat wird es in Zukunft Gelegenheit geben, an einer Führung in das Boekl-Atelier teilzunehmen, das die letzten 50 Jahre im Dornröschenschlaf verbracht hat.

Service

Belvedere - Atelier Herbert Boeckl