Bericht: Österreichs Natur leidet

Aus einem nun veröffentlichten Bericht des Umweltbundesamtes an die EU geht hervor, dass es im Flach- und Hügelland Österreichs so gut wie keine "günstigen" Lebensräume für seltene Tier- und Pflanzenarten gibt. Besonders schlecht ist der Zustand der Flüsse als Lebensraum und der blumenreichen Wiesen. Bedroht sind unter anderem Arten wie Braunbär, Ziesel und Flussperlmuschel.

Morgenjournal, 6.6.2014

Blumenwiesen sterben aus

Österreich ist wie alle EU-Staaten verpflichtet, günstige Vorraussetzungen für Vielfalt in der Natur zu schaffen. Das gelingt am ehesten noch im alpinen Gebiet - mit einer Einschränkung: Die Gletscher schmelzen durch den Klimawandel. Im Flachland aber gebe es überhaupt nur verschwindend kleine Gebiete mit günstigen Voraussetzungen für Artenvielfalt in Tier und Pflanzenwelt, sagt Thomas Ellmauer vom Umweltbundesamt: In der alpinen Region seien 23 Prozent der Lebensraumflächen als günstiger Zustand bewertet worden, in der kontinentalen Region nur drei Prozent. Die kontinentale Region ist das Flach- und Hügelland, wo es immer weniger artenreiche Wiesen und Blumenwiesen gibt. Der Zustand von gerade diesen Lebensräumen sei schlecht und verschlechtere sich weiterhin, sagt Ellmauer: "Sie verwalden und andererseits werden diese Flächen umgewandelt in Bauland, in Infrastruktur oder auch in intensivere landwirtschaftliche Nutzung."

Bedrohte Flüsse

Im Auftrag der Bundesländer hat das Umweltbundesamt Daten der Länder über 209 Tier- und Pflanzenarten und über 74 Lebensraumtypen analysiert. Laut der Fauna-Flora-Habitat Richtlinie muss der EU alle sechs Jahre ein solcher Bericht geschickt werden. Auch die Flüsse Österreichs schneiden dabei nicht gut ab. Ellmauer: "Die Gewässer-Ökosysteme sind im Vergleich mit den anderen Ökosystemen am schlechtesten erhalten. Das ist darauf zurückzuführen, dass Fließgewässer in den letzten Jahrzehnten verbaut, eingeengt und energiewirtschaftlich genutzt worden sind."

Vom Aussterben bedroht ist nun etwa die Flussperlmuschel. Arten wie Biber und Fischotter hingegen vermehren sich prächtig - beinahe schon zu gut. Aber besonders bedroht sind seltene Käferarten und auch das Ziesel, weil es keine Förderung mehr für die Erhaltung von Brachflächen in der Landwirtschaft gibt, sagt Ellmauer. Und der früher bereits wieder angesiedelte Braunbär sei im letzten Jahrzehnt neuerlich ausgestorben.

Ruf nach bundesweiter Raumplanung

Der Präsident des Umweltdachverbands, Gerhard Heilingbrunner, spricht von einer insgesamt alarmierenden Situation: "Pro Tag werden 20 Hektar, also fast 20 Fußballfelder oder die Fläche eines ganzen Bauernhofes, verbetoniert. Da muss man dagegen steuern. Wir brauchen eine österreichweite Raumplanung. Man muss aufhören, das ganze Land zu verbetonieren." Vom Bund wünscht sich Heilingbrunner ein "Biodiversitäts-Sofortprogramm" - etwa durch Förderungen für einen naturnahen Hochwasserschutz, bessere Waldökologie und mehr Blumenwiesen.