Immobilienmarkt Großbritanniens überhitzt
Fast zu gut läuft derzeit in Großbritannien der Immobilienmarkt, warnen Experten. Wenn die Immobilienpreise weiter so rapide ansteigen wie im vergangenen Jahr, dann dürfte der Traum vom eigenen Heim, für viele in unerreichbare Ferne rücken.
8. April 2017, 21:58
Nicht nur russische Oligarchen und Hollywood-Stars sorgen dafür, dass die Preise in London nach oben schnellen. Im Süden des Landes reißen sich Mittelklasse-Investoren aus Asien um Immobilien, da sind britische Durchschnittsverdiener chancenlos. Die steigen schon wieder so stark wie vor der Finanzkrise 2008. Sie haben vergangenes Jahr um 8 Prozent zugelegt, in London sogar um 17 Prozent. Die Bank von England warnt nun die Regierung vor einer drohenden Überhitzung des Immobilienmarktes mit weitreichenden Folgen für die britische Wirtschaft.
Morgenjournal, 7.6.2014
“An Englishman's home is his castle“, pflegt man auf der britischen Insel gerne zu sagen. Wenn die Hauspreise in Großbritannien allerdings weiter so rapide ansteigen wie im letzten Jahr, rückt der Traum vom Eigenheim für jüngere Generationen in unerreichbare Ferne. Russische Oligarchen und Hollywood Stars drücken nicht nur die Preise für Luxus Immobilien in London nach oben, Mittelklasse Investoren aus Asien buhlen mit britischen Durchschnittsverdienern um Immobilien im Süden Englands. Jüngste Daten der Statistikbehörde zeigen, dass die Immobilienpreise wieder so stark steigen wie vor der Finanzkrise 2008. Sie haben im vergangenen Jahr um 8 Prozent zugelegt, in London sogar um 17 Prozent. Die Bank von England warnt nun die britische Regierung vor einer drohenden Überhitzung des Immobilienmarktes und den Folgen für die britische Wirtschaft.
Zu wenig gebaut
Die Briten sind vom Immobilienmarkt besessen. Erstkäufer versuchen verzweifelt, den Traum vom Eigenheim wahrzumachen, Immobilienbesitzer verfolgen mit Faszination die Marktentwicklung. Die Makler korrigieren die Preise weiter nach oben, sagt Immobilienexperte Miles Shipside, die Nachfrage ist in vielen Gegenden weitaus größer als das Angebot.
Großbritannien hat ein strukturelles Problem wenn es um Wohnraum geht. Seit Jahrzehnten haben es sowohl Labour als auch konservative Regierungen verabsäumt, mehr zu bauen. Nach einer Untersuchung der Obdachlosen Organisation Shelter kann nur ein radikales Programm den massiven Wohnungsmangel ausgleichen. Es müssten jährlich in Großbritannien mindestens 250.000 Häuser gebaut werden, derzeit werden nicht einmal halb so viele fertiggestellt, sagt Shelter Geschäftsführer Campbell Robb. Wenn das Problem nicht gelöst wird, werden sich die Preise innerhalb von 10 Jahren vervierfachen.
Ein Haus würde dann durchschnittlich umgerechnet mehr als 1 Million Euro kosten. Jeder 2. Brite unter 30 Jahren würde dann noch bei den Eltern leben. Die Regierung von Premierminister David Cameron hatte vor einem Jahr das umstrittene Help to Buy Programm ins Leben gerufen. Wer ein bis zu 736.000 Euro teures Eigenheim kaufen will, muss nur fünf Prozent Eigenmittel ansparen. Für die 95-Prozent-Finanzierung bürgt dann der Staat in Höhe von 20 Prozent. Kritiker warnten schon damals, dadurch würde nur eine neue Immobilienblase geschaffen, die jüngsten Zahlen geben ihnen Recht. Selbst der Chef der Bank von England Mark Carney sagt, es dürfe nicht wieder so weit kommen, dass Menschen eine Immobilie kaufen, die sich eigentlich keine leisten können, das würde auch die britische Wirtschaft mittelfristig schädigen.
Premierminister David Cameron hat nun die Bank von England beauftragt die Auswirkungen des Help to Buy Programms zu untersuchen. Immobilienexperten raten unter anderem auch, den kleineren und mittleren Bauunternehmen stärker unter die Arme zu greifen um das Angebot an Neubauten zu steigern. Sie verweisen auf Österreich als Idealbeispiel, wo 80Prozent der Immobilien auf diese Art gebaut werden.