Kolumbien: Bald Frieden mit FARC?

Bei der Stichwahl in Kolumbien ist gestern der bisherige Amtsinhaber, Juan Manuel Santos, als Präsident wiedergewählt worden. Entscheidendes Wahlkampfthema waren die Friedensgespräche mit der linken Guerilla FARC, die Santos seit 2012 in der kubanischen Hauptstadt Havanna führt und die Gegenkandidat Oscar Ivan Zuluaga lieber abgebrochen hätte. Seit 50 Jahren tobt in Kolumbien ein Bürgerkrieg.

Mittagsjournal, 16.6.2014

Fortschritte bei Friedensgesprächen

"Gestern gewann die Nationalelf, heute gewinnt der Frieden", schrieb Santos am Wahltag im sozialen Netzwerk Twitter in Anspielung auf den 3:0-Sieg des kolumbianischen Fußballteams gegen Griechenland bei der WM. Tatsächlich bedeute der Wahlsieg von Santos, dass die Mehrheit der Kolumbianer doch für eine Weiterführung der Friedensgespräche mit der Guerilla sei, sagte die kolumbianische Journalistin Constanza Vieira im Ö1-Mittagsjournal.

Seit Oktober 2012 verhandelt die kolumbianische Regierung über ein Abkommen mit der FARC, der größten Guerillagruppe in Kolumbien. Santos kann bereits Erfolge bei drei der sechs Punkte auf der Verhandlungsagenda vorweisen. Demnächst sollen auch Gespräche mit der zweitgrößten Guerillagruppe ELN beginnen. Trotz der Fortschritte seien die Friedensgespräche bei Teilen der Bevölkerung umstritten, so Vieira.

"Ja zu Santos, um Zuluaga zu verhindern"

Grundsätzlich wollten alle Frieden, auch die Anhänger des Wahlverlierers Zuluaga, betont Vieira. Streitpunkt sei gewesen, wie der Frieden erreicht werden kann. Die Abneigung gegen die Guerilla ist groß in der kolumbianischen Gesellschaft, schließlich finanzierte sich diese jahrelang durch Drogenhandel und Entführungen. Zuluaga und seine Anhänger wollten verhindern, dass Guerillaführer straffrei davonkämen und eine politische Partei gründen. Deswegen hätten sie für eine militärische Auslöschung der Guerilla plädiert, erklärt die Journalistin.

Es blieb spannend bis zuletzt, welche der beiden Fraktionen sich durchsetzen würde. Im ersten Wahldurchgang Ende Mai hatte Zuluaga knapp die Nase vorn. In Umfragen vor der Stichwahl lagen beide Kontrahenten Kopf an Kopf. Viele Menschen hätten diesmal Santos gewählt, nur um Zuluaga zu verhindern, so Vieira.

Bis jetzt 600.000 Tote durch Konflikt

Santos habe aktive Unterstützung von Gruppen bekommen, die dem Mitte-Rechts-Politiker normalerweise wenig Sympathien entgegen brächten - die Linke, Gewerkschaften, indigene Gruppen, sogar die jüdische Gemeinde in Kolumbien, sagte Vieira.
Nach 50 Jahren Bürgerkrieg würden viele Kolumbianer eine Lösung ablehnen, die noch mehr Tote verursachen würde. Bisher hat der Konflikt in Kolumbien etwa 600.000 Menschenleben gefordert.