Österreichs Wirtschaft schielt nach Südkorea
Kreative Wirtschaft - das ist das Motto, das die südkoreanische Präsidentin den Unternehmern in ihrem Land verordnet hat. Heraus kommen dabei weltweit erfolgreiche Konzerne wie Samsung, Hyundai oder LG. Nach dem Motto "Stillstand ist Rückschritt" will Südkorea die Wirtschaft weiter modernisieren. Österreichische Unternehmer halten diesen Plan von der kreativen Wirtschaft für mehr als ein Schlagwort.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 21.6.2014
Isabella Ferenci, Enrst Weinisch
Große Konzerne tragen die Wirtschaft
Die "Creative economy" hat die südkoreanische Präsidentin Park Geun-hye ausgerufen, als sie letztes Jahr ins Amt gekommen ist. Was in vielen Ländern als politische Floskel verpufft, wird in Südkorea zu einer konzertierten Anstrengung von Regierung und Großkonzernen, um die regionale Wirtschaft zu stärken - meint Michael Otter, österreichischer Außenhandelsdelegierter in Südkorea: "Als das Thema Creative Economy aufgekommen ist, hat man eine Unsicherheit bemerkt, in allen Ebenen Koreas." Heute, ein Jahr später, sei es wirklich ein Thema und ganz Korea versuche, dieses Thema zu fördern. "Korea wird 2020 nicht mehr das sein, was man heute kennt", so Michael Otter.
Dass das funktionieren kann, liegt am Aufbau des koreanischen Wirtschaftslebens: Die 20 größten Konzerne sind die tragende Säule. Samsung und Hyundai alleine generieren ein Drittel der Wirtschaftsleistung des Landes. Scheitert einer der Großkonzerne, spürt das ganz Südkorea.
Kein Platz für Kreativität in Erziehung
Gerade darum will man junge Unternehmen jetzt fördern: Denn einerseits gibt es in Korea keine breite Schicht von mittelständischen Unternehmen, die nicht von den Großkonzernen abhängig sind und Krisen abfedern könnten. Andererseits brauchen auch die großen Konzerne mehr innovative Ideen, um weltweit weiter konkurrenzfähig zu bleiben.
Bisher seien die Koreaner aber eher "First Follower", also gute und schnelle Nachahmer, gewesen, meint Michael Otter. "Die koreanische Erziehung ist sehr stark geprägt von Konfuzius, von einem strengen Hierarchiesystem. Sie hat keinen Platz für Kreativität, für junge Leute, die aus den Bahnen brechen und etwas Neues machen wollen."
Österreich als Anlaufstelle
Daher setzen viele der Großkonzerne auf ausländische Unternehmen. Gerade die aufstrebende österreichische Start-up-Szene im IT-Bereich interessiert Südkorea. Der weltgrößte Online-Spielehersteller, Südkoreas Nexon Corporation, hat sich zum Beispiel erst vor kurzem einen Anteil am kleinen österreichischen Spieleentwickler SocialSpiel gesichert.
Die Außenwirtschaft Österreichs hat unterdessen eine Plattform ins Leben gerufen, die österreichische IT-Firmen mit Südkoreas Branchengrößen in Kontakt bringen soll. Ambitionierte Stimmen wollen Österreich gar zur ersten Anlaufstelle für südkoreanische IT-Unternehmen am europäischen Markt machen.
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