Bundestheater: Springer begründet Rückzug

Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer hat sich gestern in den Ruhestand verabschiedet, ein halbes Jahr vor dem ursprünglich geplanten Termin. Es sei ein Abgang „aus freien Stücken“, wie Springer in einer Aussendung betonte, und ein Abgang zur "Versachlichung der Diskussion um die Bundestheater-Holding", damit Springer nicht in einer besonders wichtigen Phase des Unternehmens zu einer Belastung werde.

Morgenjournal, 24.6.2014

Zurücktreten war seine Sache nicht. Georg Springer schmetterte alle Rücktrittsaufforderungen ab, kamen sie nun von Seiten der Opposition oder der Medien.

Im parlamentarischen Kulturausschuss im März dieses Jahres sagt er: "Also ich bin nicht bereit, mich auffordern zu lassen zum Rücktritt. Ich wüsste nicht wovon ich zurücktreten sollte. Ich hab mich zu kümmern, um das, was ich begonnen habe und, glaube ich, mit der Holding sehr weit gebracht habe, dazu bekenne ich mich und davon möchte ich auch im aufrechten Gang von dort (sic!) weggehen."

Drängendere Fragen

Die Kritik an Springer begann mit der Burgtheater-krise, als Silvia Stantejsky, die ehemalige kaufmännische Direktorin des Burgtheaters entlassen wurde - wegen Unregelmäßigkeiten in der Buchhaltung. Als dann auch Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann gehen musste und das Burgtheater einen Bilanzverlust von fast 20 Millionen Euro präsentierte, wurde die Frage nach Springers Verantwortung immer drängender. Immerhin soll die Holding als Konzernmutter über ihre Töchter wachen, also auch über das Burgtheater.

Wie kann es dann sein, dass im Burgtheater ein derartiges Finanzdebakel stattfindet und der Holding-Chef davon nichts weiß?

Neue Verdachtsmomente

In den letzten Wochen erhärteten sich die Vorwürfe, dass Springer über die Vorgänge durchaus Bescheid wusste und sie auch deckte. Das berichteten die Tageszeitungen "Der Standard" und "Die Presse". Quelle der Information: Das Gutachten, das Kulturminister Josef Ostermayer erstellen ließ, um die Verantwortung im Burgtheater-Skandal zu klären. Dem Vernehmen nach werden auch im Rechnungshofbericht, der in den nächsten Wochen veröffentlicht werden soll, schwere Vorwürfe gegen die Holding erhoben, sie habe ihre Führungs- und Kontrollaufgaben nicht genügend wahr genommen.

Schwindender Rückhalt

Kulturminister Josef Ostermayer ließ seine Unterstützung für Springer in der letzten Zeit sichtlich schleifen. Hatte er Springer zu Beginn der Krise noch sein Vertrauen ausgesprochen, so sagte er vergangen Woche in einer Aussendung: Er würde Springer deshalb nicht entlassen, weil das Prozessrisiko zu hoch sei. Soll heißen: Würde Springer gegen seine Entlassung klagen, wäre die Wahrscheinlichkeit, dass er diesen Prozess gewinnt, sehr hoch. Und das wolle er, Ostermayer, vor dem Steuerzahler nicht verantworten. Vertrauen sieht wohl anders aus.

Verpatzter Abgang

Georg Springer, der eigentlich Jurist ist, leitete die Bundestheater seit 1991, noch lange bevor sie ausgelagert wurden, also seit fast 23 Jahren. Immer wieder forderte er, nach der Auslagerung, die Erhöhung der Bundesubventionen, allerdings vergeblich.

Den Traum vom Abgang in Würde konnte sich Springer nicht erfüllen. Die Holding, die er immer als sein Lebenswerk bezeichnete, muss er nun kurz vor dem offiziellen Ende seiner Amtszeit aus der Hand geben. Als einen "Bauchfleck auf der Zielgeraden" bezeichnet die Austria Presse Agentur Springers Rücktritt.

Der streitbare Kulturmanager, der als graue Eminenz im schwarzen Designeranzug die Bundestheater dirigierte, kommt also kurz vor dem Ende aus dem Takt. Die Misstöne, die schon seit Langem zu hören waren, konnte nicht einmal mehr er unterdrücken.

Textfassung: Joseph Schimmer