Bundestheater-Reform nach Springer-Rücktritt?

Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer ist gestern zurückgetreten, heute landete die Burgtheater-Causa zum ersten Mal vor Gericht. Der im März fristlos entlassene Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann klagt seinen ehemaligen Arbeitgeber auf zwei Millionen Euro, weil die Entlassung unrechtmäßig gewesen sei. Hat Kulturminister Josef Ostermayer jetzt freie Bahn für seine Reformen in den Bundestheatern?

Matthias Hartmann

Matthias Hartmann vor Prozessbeginn

(c) APA/HANS KLAUS TECHT

Mittagsjournal, 24.6.2014

Georg Springer habe in den letzten Monaten an der Budgeterstellung mitgewirkt und versprochen, die Aufarbeitung zu unterstützen. Seine Aufgabe sei nun, in die Zukunft zu blicken, erklärt Minister Ostermayer am Telefon. Vom Rücktritt Springers sei er überrascht gewesen, so der Minister.

Trotz Rücktritts sitzen einander das erste Mal zwei ehemalige Verbündete in der Burgtheater-Causa bei Gericht als Gegner gegenüber. Auf der einen Seite, als Kläger, der ehemalige Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann, auf der anderen Seite eben der zurückgetretene Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer als ehemaliger Arbeitgeber Hartmanns.

Vor der Verhandlung probte Hartmann seinen ersten Auftritt vor Gericht. Im Blitzlichtgewitter schritt er in Karl-Heinz-Grasser-Manier den Gang zum Saal M hinunter. Von dem Prozess erwarte er sich "Gerechtigkeit, Transparent und Klarheit". Und, ja, er sei von Springers Rücktritt überrascht gewesen und jetzt wolle er von den Journalisten seine Ruhe haben. Dann schritt er den Gang wieder zurück zu seiner Anwältin Katharin Körber-Risak. Auch sie zeigt sich überrascht von Springers Rücktritt.

Der nun beginnende Prozess Hartmann gegen Burg werde dauern, stellt Körber-Risak schon jetzt mit Blick auf die Zeugenliste in Aussicht.

Am Freitag beginnt der zweite Prozess, parallel zum ersten. Da klagt das Burgtheater Matthias Hartmann. Man will Hartmanns Vertragsverlängerung bis 2019 anfechten. Denn der ehemalige Burg-Chef habe seine Vorgesetzten damals arglistig in die Irre geführt, lautet der Vorwurf, weil er sie nicht über das Finanzdebakel im Theater informiert hätte, obwohl er ihrer Ansicht nach darüber Bescheid wusste. Und unter diesen Umständen wäre der Vertrag niemals verlängert worden.

Die Zukunft der Bundestheater-Holding ohne Georg Springer wird heute im Aufsichtsrat besprochen.

Testfassung: Joseph Schimmer