Bosnische Gegenwartskunst im 21er-Haus

Das Gedenkjahr 1914 ist Anlass für ein Projekt des österreichischen Bundeskanzleramtes, das den Blick auf die Gegenwartskunst in Bosnien-Herzegowina lenken möchte: "Share" umfasst eine Wanderausstellung, eine Videoedition, zahlreiche Diskussionsveranstaltungen sowie einen Wettbewerb für junge Künstler und Künstlerinnen aus Bosnien-Herzegowina.

Morgenjournal, 28.06.2014

In der Nationalgalerie in Sarajevo hatte das Kunstprojekt "Share" im Frühjahr seinen Auftakt - zu sehen gab es eine Ausstellung, die durch den eigenen Sammlungsbestand ergänzt wurde, sowie Videos, in denen sich Künstler/innen - rund 20 Jahre nach dem Krieg - mit persönlichen und kollektiven Erinnerungen befassen. Kuratiert wird das Projekt von Annemarie Türk. Die Nationalgalerie kämpft jedoch wie viele andere Institutionen um die Existenz. Seitens der Politik ist in nächster Zeit keine Lösung zu erwarten, meint die Künstlerin Gordana Andelic-Galic, die in Sarajevo lebt.

Das Hochwasser im Mai und die Schäden, deren Beseitigung noch lange dauern wird, werde von Politkern instrumentalisiert, denn im Oktober stehen Wahlen auf allen Machtebenen an - die Kultur und ihre Finanzierung habe nun noch weniger Platz in der Tagespolitik, als vorher.

Der österreichische Künstler Tommy Schneider hat Sarajevo 1997 das erste Mal bereist - während er damals, kurz nach dem Krieg und der Belagerung der Stadt, die Stimmung als hoffnungsvoll empfand, sind seine Eindrücke heute anders: "Es gibt sehr viel Frustration", sagt er. "Umso überraschender ist die Vitalität der Kunstszene", ergänzt Türk, "das ist etwas, was mich immer wieder sehr positiv beeindruckt und mir viel Respekt einflößt". Und die Künstlerin Gordana Andelic-Galic fügt hinzu: "Sie alle bleiben und werden durch die ganze Situation inspiriert."

Einige von den Künstlern kann man im Rahmen des Projekts "Share" kennenlernen, das im Untertitel "Too much history - more future" heißt, also "zu viel der Geschichte - mehr Zukunft".

"Share" wird heute Abend im 21er Haus in Wien präsentiert - die Erlöse der Veranstaltung kommen einem Kulturzentrum in Bosnien zugute, das durch die Folgen des Hochwassers zerstört worden ist und nun mit minimalsten finanziellen Mitteln wieder instandgesetzt wird.