Ökobilanz: CO2-Sparen beim Grillen

In fast drei Viertel der Haushalte gibt es einen Griller, und der wird in den kommenden Wochen sicher öfter befeuert werden. Was für den Menschen - sofern man es nicht übertreibt - gar nicht so ungesund ist, tut dem Klima aber weit weniger gut.

Mittagsjournal, 28.6.2014

Clemens Wolf und

CO2-Produzent Rindfleisch

Ein Grillabend mit acht Freunden: Auf dem Grill landet ein Kilo Rindfleisch aus Argentinien, ein Kilo heimisches Geflügel, ebenso viel Gemüse und ein paar Scheiben Tofu. Dazu gibt's eine Palette Bier in Aludosen, gegrillt wird natürlich mit Holzkohle. Die CO2-Bilanz eines solchen Abends kann sich sehen lassen: Sie entspricht in etwa einer Fahrt mit dem Auto von Wien bis zur slowenischen Grenze, also rund 230 Kilometer.

Und dabei handelt es sich noch um eine zurückhaltende Berechnung, sagt Verena Stricks vom SERI-Institut für Nachhaltigkeitsforschung. Berechnet werden hier nämlich nur direkte CO2-Emissionen, die bei der Herstellung und Verarbeitung der Produkte entstehen. Nicht aber sogenannte indirekte Emissionen, erklärt Verena Stricks am Beispiel von argentinischem Rindfleisch: "Wenn amazonischer Regenwald gerodet wird, um hinterher Weisehaltung zu ermöglichen, dann hat das doppelt Auswirkungen auf das Klima, weil einerseits Bindung von CO2 in den Bäumen nicht mehr möglich ist. Und gleichzeitig wird die Fläche der Fleischproduktion gewidmet." Und auch die sorgt für CO2-Emissionen. Direkte und indirekte Emissionen zusammen ergeben so schnell bis zu 25-mal höhere Werte. Ein Kilo argentinisches Rind allein gleicht dann einer Autofahrt von Wien nach Patras in West-Griechenland, das sind 1.600 Kilometer.

Besser Gemüse und Flaschenbier

Wer klimaschonender grillen will, kann umsteigen, sagt Verena Stricks vom SERI-Institut. Denn der Holzkohle-Grill sei sehr viel klimaschädlicher als der Gas-Grill. Denn die Produktion der Holzkohle sei CO2-intenmsiver als Gas. Gas-Griller verursachen so gesehen bis zu 60 Prozent weniger CO2 als Holzkohle-Griller. Wer dennoch nicht auf Kohle verzichten will, der sollte zumindest Grillanzünder wie Spiritus weglassen und stattdessen Fallholz verwenden. Das würde beim Verrotten ebenfalls CO2 produzieren und stellt so keine zusätzliche Belastung dar.

Beim Grillgut selbst gilt: Mehr Gemüse, weniger Fleisch, meint auch der Umweltforscher Thomas Lindenthal vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FIBL). Im Vergleich zu Rindfleisch produziert Gemüse nur ungefähr ein Zwanzigstel CO2.

Und wer zum Gegrillten auch klimafreundlich anstoßen möchte, der sollte zum Bier in der Mehrweg-Flasche greifen: Die verursacht nämlich nur halb so viel CO2 wie eine Aludose.

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