Israel startet Vergeltungsaktion

Israel rächt sich: nachdem die drei, seit dem 12. Juni vermissten, Jugendlichen tot aufgefunden worden waren, flog die israelische Luftwaffe in der Nacht sogenannte Präzisionsschläge gegen 34 Ziele im Gazastreifen. Die Hamas bleibt bei ihrer Position, mit der Entführung und dem Tod der Burschen nichts zu tun zu haben.

Morgenjournal, 1.7.2014

Wochenlange Suche

Zweieinhalb Wochen lang hatte die israelische Armee im Westjordanland nach den drei Jugendlichen gesucht. Nun weiß man, dass die Religionsschüler, zwei 16 und einer 19 Jahre alt, schon kurz nach ihrer Entführung im Raum Hebron erschossen wurden. Israel ist aufgewühlt, an mehreren Orten im Land gab es spontane Gedenkkundgebungen. Eine Nachbarin eines der ermordeten Burschen drückte die Gefühle aus: "Wir hatten große Hoffnungen, dass sie gesund zurückkommen, wir haben hier schon die Dankfeiern geplant, wenn sie zurückkommen, leider hat sich das nicht erfüllt".

Israel beschuldigt Hamas

Die Hamas ist verantwortlich, und die Hamas wird dafür bezahlen, sagte Premier Benjamin Netanjahu laut einer Verlautbarung seiner Kanzlei. Die israelische Führung hatte von Anfang an die radikalislamische Palästinensergruppe beschuldigt, hinter der Entführung zu stehen. Die Hamas ihrerseits hat das weder bestätigt noch bestritten, die Entführung aber grundsätzlich gutgeheißen.

In Jerusalem hat Israels Sicherheitskabinett noch in der Nacht drei Stunden lang getagt, von etwaigen Entscheidungen wurde zunächst nichts bekannt. Offenbar als Reaktion auf die Ermordung wurden Teile der Häuser von zwei Hamas-Leuten zerstört, die als die Entführer gelten. Rechtsgerichtete Politiker haben harte Straf- und Abschreckungsmaßnahmen gegen die Hamas verlangt. Laut Experten ist es denkbar, dass die Familien der Täter abgeschoben werden.

Luftangriffe im Gasastreifen

Zugleich wurde spekuliert, dass Israel gezielte Schläge gegen die Hamas-Führung im Gasastreifen versuchen könnte, und es galt als möglich, dass Israel neue Bauprojekte im Westjordanland ankündigt. Die Hamas hat Israel vor einer großen Militäroperation im Gasastreifen gewarnt. Auf der politischen Ebene fordert Israel Palästinenserpräsident Mahmud Abbas auf, sich von der Hamas wieder loszusagen. Die beiden Palästinensergruppen Fatah und Hamas waren jahrelang verfeindet gewesen, im April haben sie sich versöhnt, und erst vor einem Monat haben sie einvernehmlich eine Regierung gebildet.

Die Suche nach den Tätern geht inzwischen in großem Umfang weiter. Gleichzeitig hat Israel in der Nacht aus der Luft mehr als 30 Ziele im Gasastreifen angegriffen - das hat aber nicht direkt etwas mit der Ermordung der drei Jugendlichen zu tun, sondern war eine Reaktion auf ständiges Raketenfeuer radikaler Palästinenser.

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