Facebook nach Studie mit Image-Problem

Eine Psycho-Studie regt Facebook-User auf: Die Internetplattform hat bei 700.000 Facebook-Nutzern getestet, wie sie auf bestimmte Informationsreize reagieren. Allerdings haben die Probanden nichts davon gewusst - und das wird Facebook-Managerin Sheryl Sandberg übelgenommen. In einer halbherzigen Entschuldigung redet sich die Geschäftsführerin auf die schlechte Kommunikation aus.

Mittagsjournal, 3.7.2014

Eine Woche lang haben die Facebook-User nur positive Einträge von ihren sogenannten Freunden zu lesen bekommen und dann wurde geschaut, wie sie darauf reagieren, was sie damit machen und wie sich die positive Stimmung weiter verbreitet. Der gleiche Test wurde mit negativen Einträgen gemacht - und das Ergebnis lässt natürlich Rückschlüsse zu für die Werbewirtschaft und die Nutzung des Internets.

Um Schadensbegrenzung bemüht

Die Studie bringt Facebook in Schwierigkeiten. Jetzt muss Geschäftsführerin Sheryl Sandberg Schadensbegrenzung betreiben. Denn mehrere Datenschutzbehörden haben sich des Themas bereits angenommen, darunter die britische und die irische, und warten mit kritischen Fragen an Facebook auf. Sheryl Sandberg entschuldigt sich deshalb in einem Interview für das indische Fernsehen - nicht bei den Facebook-usern, die manipuliert wurden, sondern dafür, dass die Kommunikation nicht gut war: Wir haben das schlecht kommuniziert und das bedauern wir. Unsere Forschung nimmt immer sehr auf die Privatsphäre bedacht. Das Ziel der Studie war die Verbesserung unsere Dienste.

Fast 700.000 englischsprachige Facebook-Nutzer wurden da ohne ihr Wissen benutzt wie Laborratten, schreibt eine kritische US-amerikanische Zeitung. 0,04 Prozent aller Nutzer nennen es die Verteidiger der Studie. Sheryl Sandberg sagt, dass Facebook die Privatsphäre stets respektiert: Wir nehmen die Privatsphäre sehr ernst. Wir wollen, dass die Menschen kontrollieren können, was sie tun, ob sie etwas teilen oder löschen - und wir wollen transparent sein.

Studie mit Nona-Ergebnis

Die Cornell-Universität, deren Psychologie-Professorin Susan Fiske an der Studie beteiligt war, geht bereits vorsichtig auf Distanz. Die Ethik-Kommission der Universität hat die Studie vor ihrer Erstellung nicht genehmigt, heißt es offiziell.

Womit die wichtigste Frage noch auf eine Antwort harrt: warum. Warum macht Facebook eine Studie, die etwas vereinfacht gesagt, Nona-Ergebnisse liefert. Dass Menschen emotional halbwegs positiv auf positive Nachrichten reagieren gilt fast als Binsenweisheit. Und man hätte es wohl auch in Studien feststellen können, deren Teilnehmer darüber Bescheid gewusst hätten. Was also hat Facebook davon, heimlich mit den Emotionen von usern zu spielen? Der Verdacht liegt nahe, dass es um kommerzielle Interessen gehen könnte - oder um die Frage, wie leicht oder wie schwer user manipuliert werden können. Dieser Verdacht wird für Facebook schwer auszuräumen sein.

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