Schauspieler Gert Voss ist tot

8. April 2017, 21:58

Wollte sich nie an Vorbildern orientieren

Große Erfolge hatte Gert Voss schon Anfang der 1980er-Jahre am Schauspielhaus Bochum gefeiert, zum großen Theaterstar wurde er aber nach seinem Wechsel ans Burgtheater. Mit "Richard III." ging der Erfolgslauf los. Aber egal welche Paraderolle er auch spielte, an irgendwelchen Vorbildern wollte sich Gert Voss dabei nie orientieren.

"In den folgenden Jahrzehnten trug Gert Voss diese Krone immer wieder, egal ob er Könige oder Bettler, Shakespeare oder Beckett, Bernhard oder Handke, Tschechow oder Tabori spielte", wie Burgtheaterleiterin Karin Bergmann heute in einem ersten Statement meinte. Neben Claus Peymann waren es vor allem Peter Zadek und George Tabori, mit denen er oft und gerne zusammenarbeitete. Einer seiner liebsten Autoren war Thomas Bernhard, mit dem er auch die Einstellung zum Theater teilte.

Theater statt Studium

Geboren wurde Gert Voss am 10. Oktober 1941 als Sohn eines deutschen Kaufmanns in Shanghai. Ein Studium der Germanistik und Anglistik brach er ab, um Schauspieler zu werden. Über München, Stuttgart und Bochum kam er nach Österreich, wo er auch abseits der Burg Erfolge feierte.

Unter Luc Bondy spielte er an der Josefstadt in Ödon von Horvaths "Figaro lässt sich scheiden" und von 1995 bis 1998 war er bei den Salzburger Festspielen als "Jedermann" zu sehen. In der Ära Matthias Hartmann spielte er etwa den Mephisto und in Tschechows "Onkel Wanja". 2011 kam es zu einer doppelten Wiederbegegnung, denn mit Claus Peymann brachte er damals noch einmal einen Thomas Bernhard auf die Bühne: "Einfach kompliziert".

Gerne hätte die Theaterwelt gemeinsam mit Gert Voss dessen 80. Geburtstag gefeiert. Dass es dazu nicht mehr kommen wird, bedeutet ein Drama, dessen Ausmaß für das Theater noch gar nicht abzusehen ist.