Handel reagiert auf wachsendes Online-Geschäft

Pop-up Stores - das sind Geschäfte, die kurz aufpoppen und dann schon wieder weg sind. Und Show-Rooms - das sind Geschäfte, in denen zwar Produkte angeschaut, aber nicht gekauft werden können. Sie gehen dann von der Einkaufssstraße nach Hause und bestellen im Internet. Die Einkaufsstraßen unseres Landes werden sich also verändern - wer auf den Handel setzt, wie er immer war, für den könnte es schwierig werden.

Morgenjournal, 22.7.2014

Juliane Nagiller, Michael Csoklich

Information aus dem Web

Rund sechs Milliarden Euro haben die Österreicherinnen und Österreicher letztes Jahr beim Einkaufen im Internet ausgegeben. Und der österreichische Internethandel wächst jährlich um rund 300 Millionen Euro brutto. Gekauft werden vor allem Bekleidung, Schuhe, Bücher, CDs und Elektrogeräte. Laut Bettina Lorentschitsch, Obfrau der Sparte Handel, werde der Internethandel bald 15 bis 20 Prozent des Umsatzes im Einzelhandel ausmachen. Die Kritik des sogenannten Beratungsdiebstahls lässt sie nicht gelten. Viele Händler werfen den Kunden vor, sie würden sich zuerst im Geschäft beraten lassen und dann online einkaufen. Es sei eher umgekehrt, sagt Lorentschitsch: "Momentan ist es so, dass sich die Kunden im Internet informieren – das machen circa 53 Prozent - während sich zwischen 15 und 20 Prozent zuerst im stationären Geschäft informieren und dann im Internet einkaufen." Es müsse sich aber die Gestaltung der Geschäfte und das Einkaufserlebnis ändern, will man auch zukünftig, dass Kunden ins stationäre Geschäft kommen. "Der Kunde wird nicht nur ins Geschäft gehen, um einzukaufen. Wir müssen unsere Kernkompetenz - Beratung, Kundenfreundlichkeit - stärker nach außen tragen und herzeigen."

Verkaufsflächen könnten weniger werden

Lorentschitsch glaubt nicht, dass die Zahl der Verkaufsflächen dramatisch sinken wird. Anders sieht man das bei der Firma RegioPlan, spezialisiert auf Handel- und Standortberatung.
Der Umsatzzuwachs im Internet würde sehr wohl zu leerstehenden Geschäftslokalen führen. Durch den Konkurs von Schlecker und Niedermeyer wurden schon viele Geschäfte geschlossen, so Hania Bomba, Geschäftsführerin von RegioPlan. Der Handel werde zukünftig sein Filialnetz nicht mehr weiter ausbauen, sondern dieses optimieren.

"Ich denke, dass es zu einer weiteren Konzentration im Hanel kommen wird. Das heißt, dass es noch mehr darauf ankommen wird, wo die guten Standorte sind, was die guten Konzepte sind. Da wird es zu einer Ausdünnung kommen", sagt Bomba. Sie ist überzeugt, dass man zukünftig den stationären Handel mit dem Online-Vertrieb kombinieren müsse. Denn es habe sich gezeigt, dass jene, die ihre Produkte online und im stationären Handel verkaufen, mehr Umsatz machen. Daran müssen Österreichs Unternehmen noch arbeiten. Denn zurzeit betreibt nur jedes fünfte Unternehmen einen Webshop.