Fussball-WM 2018 in Russland in der Kritik

8. April 2017, 21:58

Es steht außer Zweifel, dass die Fußball- Weltmeisterschaft im Jahr 2018 für Russland auch ein großes Prestigeprojekt ist, Symbol für nationale Selbstbehauptung, die Wladimir Putin oft und gerne unter Beweis zu stellen versucht. Der Schweizer Humangeograph Martin Müller hat ausgerechnet, dass in Russland schon jetzt als Budget ungefähr mehr als das Doppelte des Geldes zur Verfügung stehen wird, das für das jüngste Turnier in Brasilien aufgewendet wurde. Daher dürfte der Gedanke, Russland auch an dieser empfindlichen Stelle zu treffen, nahe liegen. In den Niederlanden, dem Land, aus dem besonders viele Opfer der Flugzeugkatastrophe über der Ukraine stammen, hat der frühere Fußball- Nationalspieler John van´t Schip zu einem Boykott der Fußball- WM in Russland aufgerufen, und in Deutschland wurde der Gedanke von einigen Politikern bereitwillig aufgegriffen.

Michael Fuchs, stellvertretender Vorsitzender von Kanzlerin Angela Merkels CDU/CSU- Fraktion, fordert, Russland die Gastgeberrolle der Fußball- WM abzuerkennen, das Handelsblatt online zitiert ihn mit den Worten: „Die Fifa, also der Weltfußballverband, sollte sich Gedanken darüber machen, ob Russland ein geeignetes WM-Land ist, wenn es noch nicht einmal sichere Luftwege garantieren kann“. Als möglichen Ersatzveranstalter bringt Fuchs Deutschland, Frankreich und Italien gemeinsam ins Spiel. Russland sie kein würdiger Gastgeber, sagt auch die Grünen- Politikerin Marieluise Beck, die schon Vergabe der WM an Russland vor dreieinhalb Jahren als fragwürdig kritisiert, schon vor der Ukraine- Krise hätte Russland Bürgerrechte eingeschränkt, meint Marieluise Beck.

Die Politik kann allerdings bei diesem Thema nicht unmittelbar mitreden, die Entscheidung liegt bei der FIFA. Dort läuft gerade eine Untersuchung zur Frage, ob bei jüngsten WM- Vergaben Korruption im Spiel war. Auf die Forderung, Russland die WM wegzunehmen, hat die FIFA aber bisher nicht reagiert.