AK gegen Scheinselbstständigkeit am Bau
Immer mehr Bauarbeiter, vor allem aus dem Ausland, sind Scheinselbstständige. Das gehe zu Lasten der Betriebe und Mitarbeiter, die regulär arbeiten, kritisieren Arbeiterkammer und Gewerkschaft. Sie fordern, dass das bestehende Gesetz gegen Lohn- und Sozialdumping dementsprechend verschärft wird.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 6.8.2014
Erstaunlicher "Gründerboom"
Eine Baustelle in Wien. Bei der Kontrolle sagen zehn Männer, dass sie für eine Trockenbaufirma arbeiten - und zwar als selbstständig Beschäftigte. Trockenbauer kommen dann zum Einsatz, wenn der Rohbau steht. Man könnte meinen, es gibt da einen regelrechten Gründerboom, sagt Baugewerkschafter Muchitsch: "Warum gibt es in Wien auf einmal 6.500 Trockenbauer, von denen 3.800 keinen einzigen Beschäftigen haben? Warum errichten vier Arbeitgeber, selbstständige Ungarn, ein Gerüst über eine Gerüsteverleihfirma, damit dann der Arbeiter raufgeht? Hier wird ein System unterwandert, wo es viel zu leicht möglich ist, in die Selbstständigkeit zu kommen."
"Nicht tatenlos zuschauen"
Sehr oft sind es Sub-Unternehmer, die so mithelfen, einen Auftrag möglichst billig umzusetzen. Selbstständig Beschäftigte werden nicht nach Kollektivvertrag bezahlt, sie bekommen kein Kranken- oder Urlaubsgeld. In vielen Fällen würde ihnen das aber zustehen: Weil sie fixe Arbeitszeiten haben, regelmäßig Lohn bekommen und etwa Arbeitsgeräte zur Verfügung gestellt bekommen. Innerhalb eines Jahres hat man bei 97 Baustellen-Kontrollen 242 entsprechende Fälle gefunden. Sehr oft sind es Bauarbeiter aus Nachbarländern, wo das Lohnniveau unter dem österreichischen liegt, sagt Arbeiterkammerpräsident Rudolf Kaske: "Die fragen nicht lange nach den Rahmenbedingungen, wenn sie um einiges mehr verdienen können, als zuhause."
Wenn das System ausgehöhlt wird, habe das Folgen: Er kommen jene unter Druck, die reguläre Arbeitsplätze haben, so Kaske: "Wenn wir da tatenlos zuschauen, dann tun wir einerseits der Wirtschaft, aber andererseits auch den Menschen, die davon betroffen sind, nichts Gutes." Arbeiterkammer und Gewerkschaft fordern strengere Kontrollen und härtere Strafen. Sie wollen unter anderem, dass der Arbeitgeber beweisen muss, dass kein Angestelltenverhältnis vorliegt - momentan müssen das die Beschäftigten beweisen.