Israel: Debatte über Gaza-Angriff

Die Feuerpause in Gaza ist auch am gestrigen zweiten Tag nicht gebrochen worden. Offenbar wird in der ägyptischen Hauptstadt Kairo bereits intensiv über eine Verlängerung beraten. Nach dem Abzug der israelischen Truppen aus Gaza hat in Israel eine Diskussion über den Militäreinsatz begonnen. In einer Umfrage kritisieren mehr als die Hälfte der Befragten, dass nicht alle Kriegsziele erreicht worden seien.

Benjamin Netanyahu

(c) APA/EPA/JIM HOLLANDER / POOL

Morgenjournal, 7.8.2014

Aus Israel,

"Kein Sieger"

Eine Mehrheit der Israelis sieht laut einer Umfrage nach der einmonatigen militärischen Konfrontation zwischen Israel und bewaffneten Palästinensergruppe keinen Sieger im Gazakonflikt. 51 Prozent der Befragten seien der Auffassung, dass es bei der "Operation Schutzlinie" keinen klaren Gewinner gebe, berichtete die Tageszeitung "Haaretz" am Mittwoch.

Die Befragung hatte nach dem Beginn einer zunächst bis Freitag begrenzten Feuerpause am Dienstag stattgefunden. Während des blutigen Konflikts wurden auf palästinensischer Seite fast 1.900 und auf israelischer Seite 67 Menschen getötet.

Israel hielten nur 36 Prozent der 442 befragten Bürger des Landes für den Sieger; sechs Prozent gaben an, die radikalislamische Hamas, die den Gazastreifen militärisch kontrolliert, habe gewonnen. 56 Prozent der Israelis urteilten, die von der Regierung vorgegebenen Kriegsziele seien "nur teilweise" erreicht worden. Israel hatte die Zerstörung der für Angriffe auf Israel genutzten Tunnel der Hamas und eine nachhaltige Unterbindung der Raketenangriffe aus der Palästinenser-Enklave angestrebt.

Dennoch beurteilten 77 Prozent der Befragten das Krisenmanagement von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu während der Eskalation als "ausgezeichnet" oder "gut". Vom rechten Flügel seines Kabinetts war Netanyahu immer wieder kritisiert worden, weil er keine vollständige Besetzung des Gazastreifens und die Zerschlagung der Hamas anordnete.

Moderater als das Regierungslager zeigten sich die Umfrageteilnehmer auch bei der Frage, ob Israel nun die Friedensverhandlungen mit der PLO wieder aufnehmen und dadurch der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas den Rücken stärken sollte: Eine klare Mehrheit stimmte hier zu, schreibt "Haaretz".

Unklarheit über Verlängerung der Waffenruhe

Im Ringen um einen dauerhaften Waffenstillstand in Gaza hat sich in der Nacht noch kein Durchbruch abgezeichnet. Während Israel die Bereitschaft zu einer "bedingungslosen Verlängerung" der seit Dienstag bestehenden Feuerpause betonte erklärte die Hamas, es gebe keine Einigung. Israels Außenminister Avigdor Lieberman forderte eine EU-Mission im Gazastreifen unter deutscher Führung. (Text: APA, Red.)

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