Ebola: WHO verteidigt Serumfreigabe

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat gestern einen unüblichen Schritt gesetzt: Sie hat ein nicht zugelassenes Ebola-Testserum freigegeben. Ein verzweifelter Versuch, die grassierende Epidemie in Westafrika in den Griff zu bekommen. Mediziner äußern ihre Skepsis, doch die WHO verteidigt diese Entscheidung angesichts der Tausenden Ebola-Toten als ethisch vertretbar.

Morgenjournal, 13.8.2014

Verabreichung ethisch vertretbar?

Darf man Medikamente, die noch nicht offiziell überprüft und ausreichend getestet worden sind, einem totkranken Menschen verabreichen? Eine ethisch schwer zu beurteilende Frage. Die WHO hat sich gestern für ein "Ja" auf diese Frage entschieden. Unter den besonderen Umständen dieses massiven Ebola-Ausbruchs sei es vertretbar, unerprobte Medikamente einzusetzen. Die Verabreichung solcher Mittel müsse aber in jedem Fall mit dem erkrankten Menschen besprochen und von ihm akzeptiert werden. Aus Sicht der Weltgesundheitsorganisation gibt es zur Zeit mehrere Präparate, die die Hoffnung nähren, bald ein wirksames Medikament gegen Ebola in Händen zu halten. Dass es mit keinem dieser Präparate bisher klinische Reihen gegeben hat, heißt nicht, dass sie nicht sicher wären, sagt die stellvertretende WHO-Generalsekretärin Marie-Paule Kieny. "Es bedeute nur, dass wir nicht davon überzeugt sein können."

Vorgehensweise zu riskant

Kritiker dieser Entscheidung sehen das zur Gänze anders. Nicht zugelassene Medikamente am Menschen zu erproben sei äußerst riskant. Etwas das bei Tieren funktioniere und sicher sei, könne beim Menschen schwere Nebenwirkungen auslösen. Liberia hat sich jetzt auf jeden Fall als erstes Land in Westafrika für den Einsatz eines dieser Medikamente namens ZMapp ausgesprochen. Medizinisches Personal soll damit behandelt werden. ZMapp wurde bis dato zwei US-Amerikanern verabreicht - beide sollen sich auf dem Weg der Besserung befinden. Der spanische Priester, der das Medikament ebenfalls bekommen hat, ist indessen gestern der Virusinfektion erlegen.