Bereits 100.000 flüchteten nach Italien

Die Flüchtlingswelle nach Italien hat eine neue Rekord-Höchstmarke erreicht. Dieses Wochenende ist zum ersten Mal die Zahl von 100.000 Flüchtlingen überschritten worden, vergangenes Jahr waren es nicht einmal halb so viele. Durch die Kriege im Nahen Osten ist auch kein Ende des Flüchtlingsstroms in Sicht, so das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR).

Mittagsjournal, 18.8.2014

"Italien braucht mehr Solidarität"

Innerhalb von nur 24 Stunden hat die italienische Marine am vergangenen Wochenende weitere 1.500 Flüchtlinge auf überfüllten Schlepperbooten im Mittelmeer aufgegriffen. Die meisten dieser Menschen flüchten vor Kriegen in ihrer Heimat Syrien oder Eritrea, so Beat Schuler vom UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR in Rom. Für die lebensgefährliche Überfahrt auf einem der überfüllten Boote zahlen die Flüchtlinge bis zu 6.000 Euro pro Kopf. Am Geschäft mit den Flüchtlingen lassen sich längst Millionen verdienen, und wer nicht zahlen kann, ist den Schlepperbanden hilflos ausgeliefert und muss Sklavenarbeit leisten, so Schuler.

Unterdessen kostet die Küstenüberwachungsaktion Mare Nostrum, die der italienische Staat vergangenen Herbst nach der Flüchtlingstragödie in Lampedusa mit mehr als 360 Toten gestartet hatte, jedes Monat rund neun Millionen Euro. Seit Monaten fordert Italien mehr Geld von der Europäischen Union, um die Außengrenzen zu kontrollieren. Es brauche darüber hinaus aber noch mehr Solidarität anderer europäischer Länder, sagt Schuler. Viele Flüchtlinge wollen ohnehin nicht in Italien bleiben, sondern wollen weiter zu ihren Verwandten nach Deutschland, Skandinavien oder Österreich, so Schuler. In Italien werden sie oft ihrem Schicksal überlassen: Im Juni haben italienische Behörden fast vierhundert Menschen auf Parkplätzen in Rom und Mailand einfach ausgesetzt.

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