Hitler und Churchill in "Winnie und Adi" auf der Bühne

Schon öfter ist der Schauspieler und Theatermacher Hubsi Kramar in die Rolle Adolf Hitlers geschlüpft, meist in satirischer oder aktionistischer Form. In einer aktuellen Produktion versucht er sich jedoch der Figur des Diktators auf möglichst authentische Weise anzunähern: In "Winnie und Adi" trifft Hitler auf seinen größten Widersacher, den britischen Premierminister Winston Churchill. Premiere ist heute Abend im Wiener Theater an der Gumpendorfer Straße.

Hubsi Kramar und C. C. Weinberger

(c) BERNHARD MRAK

Kulturjournal, 25.08.2014

Es sind zwei verfeindete Staatslenker, deren Charakter unterschiedlicher nicht sein könnte: Der eine ein fanatischer Rassist aus kleinbürgerlichem Milieu, der andere ein politischer Intellektueller aus aristokratischem Haus. Und doch teilen Adolf Hitler und Winston Churchill überraschend ähnliche Ansichten zum Krieg in jenen Jahren, als Deutschland ein Land nach dem anderen überfällt und bald nur noch England Hitlers Truppen Stirn bieten kann.

"Winnie und Adi" - der Titel des Stücks klingt so, als handelte es sich um eine Persiflage auf zwei historische Persönlichkeiten. Doch der Schein trügt: Hubsi Kramar als Hitler und C. C. Weinberger als Churchill versuchen ihren historischen Vorlagen - oder zumindest dem Bild, das man sich von ihnen gemacht hat - so nahe wie möglich zu kommen.

Eine Collage aus Originalzitaten

Für den Text wurden ausschließlich Originaldokumente verwendet. Es ist das Porträt zweier Politiker, die beide vom Ersten Weltkrieg geprägt wurden und Jahre später als erbitterte Gegner über das Schicksal Europas entscheiden sollten. Der Zweite Weltkrieg als Duell zweier Giganten - für den Regisseur des Stücks und Hitler-Darsteller Hubsi Kramar ist dieser Zugang durchaus berechtigt.

Bei "Winnie und Adi" handelt es sich auch um eine Art Lebensprojekt des US-amerikanischen und in Wien lebenden Journalisten Ludwig Peter Ochs. Anfang der 1980er-Jahre stieß Ochs in München auf Hubsi Kramars "Showinisten" und schloss sich der Theatergruppe an, spielte mit und schrieb eigene Texte. Schon damals habe ihn vor allem Churchill außerordentlich interessiert, so der 83-Jährige, und er wollte den britischen Premier auch der deutschsprachigen Bevölkerung zu Gehör bringen. Hubsi Kramar stand Ochs' Ansinnen lange Zeit skeptisch gegenüber, willigte aber schließlich ein.

Mit der Darstellung des Hitler hat Hubsi Kramar bereits reichlich Erfahrung - von seinem legendären Auftritt vor dem Wiener Opernball bis hin etwa zum Franzobel-Stück "Moser", in dem Hitler das Himmelreich als Theater führt. Früher sei Hitler für ihn immer nur eine Witzfigur gewesen, sagt Kramar - diesmal soll es anders sein. Ziel sei es nicht, Klischees zu bedienen, so Kramar, sondern die beiden Figuren und ihr Handeln ein Stück weit verstehbarer zu machen.

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