Gastarbeiter-Ausstellung im Volkskundemuseum

Vor 50 Jahren haben Österreich und die Türkei ein Anwerbeabkommen geschlossen, um den enormen Arbeitskräftemangel durch Fremd- und Gastarbeiter, wie sie damals genannt wurden, zu kompensieren. Anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums hat ein Projektteam aus Graz die Ausstellung "Avusturya! Österreich! 50 Jahre türkische Gastarbeit in Österreich" - gestaltet.

Die persönlichen Geschichten hinter dem oft schlecht entlohnten und dürftig untergebrachten Personal in Industrie und Bauwesen blieben zum Teil bis heute ungehört. Dieser Geschichten hat sich das Grazer Projektteam angenommen. Zu sehen ist die Schau ab dem 2. September im Wiener Volkskundemuseum.

Morgenjournal, 2.9.2014

"Niemand ist gekommen, um zu bleiben"

30 ehemalige Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter hat das Projektteam nach ihren ganz persönlichen Geschichten hinter der Arbeitsmigration befragt. Auch wenn die Gründe, nach Österreich oder Deutschland zu gehen, damals sehr individuell waren, eines hatten doch alle Befragten gemeinsam, so Ali Özbas, einer der Kuratoren: "Niemand von ihnen ist gekommen, um zu bleiben."

Der kurzfristige Bedarf an Arbeitskräften und der Traum vom raschen Geldverdienen, um zu Hause in der Türkei eine Existenz aufzubauen bestimmten die ersten Jahre in Österreich, erzählt Aslan Dogan. Er kam als 17-Jähriger nach der Matura aus Ankara nach Kritzendorf und wollte eigentlich bald zurück nach Hause - er ist bis heute geblieben. Seine und andere persönliche Geschichten vom Ankommen und Zurechtfinden, vom Fremdsein und Dazugehören haben die Kuratoren Ali und Handan Özbas und Joachim Hainzl in der Ausstellung zusammengetragen, ergänzt durch Fotos und persönliche Dokumente.

Arbeit dominierte alles

Dominierendes Thema in allen Gesprächen war die Arbeit, erzählt Ali Özbas. Daneben blieb kaum Zeit für Sprachkurse und kulturelle Aktivitäten und auch von österreichischer Seite wurden kaum Infrastruktur, kulturelle Angebote oder Integrationsmaßnahmen getätigt, so Aslan Dogan. Wohl einer der Gründe für die anhaltende Problematik der viel zitierte "Parallelgesellschaft", wie er vermutet.

Heute leben viele ehemalige Gastarbeiter mit ihren Kindern und Enkelkindern gleichermaßen zwischen den Welten. Sie sehen sich selbstverständlich als Teil der österreichischen Gesellschaft und pflegen ebenso selbstverständlich ihre türkische Kultur und Mentalität. Dazu gehören Musik und Kulinarik, Feste und Bräuche, vor allem aber soziale Aspekte.

Diskussionen, Vorträge, Spaziergänge

Rund um die Ausstellung gibt es Podiumsdiskussionen, Vorträge und Stadtspaziergänge zu wichtigen Orten in der 50-jährigen Geschichte der Gastarbeiter, zum Beispiel auf den Wiener Brunnenmarkt, erklärt Co-Kuratorin Handan Özdas. Die Ausstellung ist bis Ende September im Volkskundemuseum in Wien zu sehen. Danach macht sie in Linz, Innsbruck und Graz Station.

Service

Volkskundemuseum - Avusturya! Österreich!

Übersicht