EZB: Konjunkturstimulierung auf lange Sicht
Die EZB hat das Gesetz des Handelns an sich gerissen. Sie reagiere mit ihrer Zinssenkung rasch auf die deutlich gesunkenen Wirtschaftsaussichten und die ebenfalls sinkende Inflation. Das sagt Peter Brezinschek, Chefanalyst von Raiffeisen International, im Ö1-Morgenjournal.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 5.9.2014
Peter Brezinschek, Chefanalyst von Raiffeisen International, im Gespräch mit
Mit der jüngsten Leitzins-Senkung macht die EZB "das maximal Mögliche, was in ihrer Macht steht", sagt Raiffeisen-Chefanalyst Peter Brezinschek im Ö1-Gespräch. Die EZB reagiere damit auf die gesunkenen Wirtschaftsaussichten und versuche, die Inflation in einen für die Wirtschaft ungefährlichen Bereich von 1 bis 2 Prozent zu bringen.
Über einen fallenden Euro-Kurs sei das möglich und damit sei die EZB auch schon seit der letzten Zinssenkung teilweise erfolgreich. Der Euro sei auf Talfahrt, was für die Exportwirtschaft gut sei. Brezinschek sieht "gute Chancen", das Wachstum in der Eurozone im kommenden Jahr wieder über ein Prozent zu bekommen.
Tatsächlich entscheide aber nicht der Zinssatz über Wachstum und Beschäftigung, sondern die realen Märkte. Einzelne Länder wie Spanien, Portugal oder Irland seien sehr erfolgreich, auch Deutschland sei ein Wachstumsmotor in Europa. Aber andere Länder wie Italien oder Frankreich würden sich "dem Reformprozess strikt verweigern", daher müssten alle anderen "die Zeche zahlen". Es bestehe aber die Gefahr, dass "extrem niedrige Zinsen keinen Anreiz stellen, Reformen in den Vordergrund zu stellen".
Den Aufkauf von Kreditverbriefungen (ABS, Asset Backed Securities) durch die EZB findet Brenzinschek gut. ABS hätten zwar einen "üblen Beigeschmack aus der Finanzkrise", seien aber ein sehr vernünftiges Instrument und es sei "schon ein Vorteil, wenn Banken von diesen alten Krediten befreit werden um Platz für neue Kreditvergabe zu schaffen", argumentierte er. Allerdings handle es sich derzeit weniger um eine Frage des Kreditangebots als eine Frage der Kreditnachfrage, weil die Unternehmen zu vorsichtig hinsichtlich ihrer Ertragserwartungen seien.