Bildungsgerechtigkeit: Frauen gegenüber Männern benachteiligt
Passend zum Beginn des neues Schuljahres präsentiert die OECD, die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, heute eine neue Studie: "Bildung auf einen Blick 2014". Zu einem der wichtigsten Themen der Studie zählt seit Jahren die mangelnde Bildungsgerechtigkeit in Österreich.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 9. September 2014
Qualifikation abhängig vom familiären Hintergrund
Die jährlich wiederkehrenden Kritikpunkte der OECD sind keine Unbekannten, bestätigen Experten: Eine unterdurchschnittliche Akademikerquote, zu niedrige Schreib- und Lesekompetenzen bei Erwachsenen und überdurchschnittliche Lehrer-Gehälter bei geringer Unterrichtsverpflichtung. Auch in der aktuellen Ausgabe von "Bildung auf einen Blick", in der das Jahr 2012 untersucht wurde, ist nicht mit großen Veränderungen zu rechnen. Denn maßgebliche Bildungsreformen hat es in den letzten Jahren in Österreich keine gegeben. Und so wird auch in diesem Jahr mit hoher Wahrscheinlichkeit das Thema der mangelnden Bildungsgerechtigkeit zu den Kritikpunkten der OECD an Österreich zählen. Ein Thema, das auch von hiesigen Bildungsexpertinnen, wie der Vorsitzenden der Initiative "Bildung grenzenlos", Heidi Schrodt, als eines der dringlichsten Probleme gesehen wird. Ob Jugendliche, vor allem Mädchen, eine hohe Qualifikation erreichen oder nicht, hängt stark vom familiären Hintergrund ab. Laut Schrodt sei der Zusammenhang zwischen Qualifikationsniveau und familiärem Hintergund - außer in Deutschland - fast nirgends so groß wie in Österreich.
Höhere Bildungsinvestitionen kämen Staat billiger
Kinder, die aus einem sozioökonomisch schwachen und bildungsfernen Haushalt kommen und noch dazu eine andere Erstsprache als Deutsch haben, haben die geringsten Chancen auf Bildungserfolg. Ein Umstand, der den österreichischen Staat mehr Geld kostet, als Investitionen in die Ausbildung von Jugendlichen, ist Heidi Schrodt überzeugt. Denn Jugendliche, die im Sinn von Grundkompetenzen am Ende ihrer Schulpflicht nur schlecht oder gar nicht ausgebildet seien, kosten den Staat mehr Geld. Das Schulsystem müsse dafür sorgen, dass möglichst viele gut ausgebildet herauskommen, so die Bildungsexpertin.
Zwar liegt Österreich bei den Maturazahlen und Lehrabschlüssen traditionell über dem OECD-Schnitt, doch nur wenigen jungen Menschen gelingt es, einen höheren Schulabschluss als die eigenen Eltern zu erlangen. Ein Problem, von dem vor allem Frauen in Österreich betroffen sein dürften.
Die genauen Ergebnisse der Studie werden heute um 11.00 Uhr in Paris präsentiert.