Schottland: Mehr Autonomie als Dank

Schottland hat in einer historischen Abstimmung entschieden und bleibt Teil des Vereinigten Königreiches Großbritannien und Nordirland. Nachdem es in den Umfragen zuletzt nach einem sehr knappen Ergebnis ausgesehen hat, ist die Entscheidung dann doch recht deutlich gefallen. 55,3 % waren gegen einen eigenen Staat Schottland, 44,7 % dafür. Die britische Regierung hat als Reaktion mehr Autonomierechte für das Parlament in Edinburgh, aber auch für andere Teile des Vereinten Königreichs angekündigt.

Frauen mit britischer Fahne

(c) EPA/ANDY RAIN

Mittagsjournal, 19.9.2014

Als Mary Pitcaithly heute früh in Edinburgh das endgültige Ergebnis für ganz Schottland bekannt gibt, ist längst klar, dass die Befürworter eines eigenen schottischen Staates die Abstimmung verloren haben. Zu oft gab es in der Nacht bereits Jubel beim No-Lager. Eine der Ausnahmen: die große Stadt Glasgow.

Etwas mehr als 300.000 Stimmen hatten den Unterschied für Schottland gemacht, und der schottische Regierungs-Chef Alex Salmond gestand die Niederlage auch ein. Schottland hat sich entschieden, derzeit kein unabhängiges Land zu werden, sagte er in der Früh: Ich akzeptiere dieses Urteil der Menschen, und ich fordere alle auf, die demokratische Entscheidung zu respektieren.

Dennoch: Verlierer sehen anders aus. Zum einen, wie Salmond betonte, war die Abstimmung ein Erfolg der Politik: Eine Wahlbeteiligung von fast 85 Prozent ist eine der höchsten in der demokratischen Welt, die je bei Abstimmungen oder Wahlen erzielt wurde. Das war ein Triumph für den demokratischen Prozess und für die Teilnahme an Politik.

Zum anderen weiß Salmond, dass Schottland sich ändern wird. Die versprochenen Autonomie-Verhandlungen müssen jetzt weitreichende Rechte bringen, falls die Regierung Cameron ihre Versprechen einhält. Einen zeitlichen Fahrplan gibt es dafür ja schon.

Premierminister David Cameron ist sichtlich erleichtert, jetzt das Ende der Debatte über die schottische Loslösung verkünden zu können: Die Debatte ist für eine Generation vorbei - oder sogar für ein Leben, wie Alex Salmond sagte. Es gibt keinen Streit, keine Wiederholung. Wir haben den endgültigen Willen der Schotten gehört. Und dann gibt sich Cameron versöhnlich, indem er ankündigt, dass die Autonomieverhandlungen bald beginnen und auch Auswirkungen auf andere Landesteile haben werden: Ein tragender Teil wird ein faires Verhandlungsergebnis für die Schotten sein, das auch für England, Nordirland und Wales wichtig ist. Schon im Frühjahr 2015 soll es so weit sein.