Frau Swoboda sperrt zu

Eines der ältesten Zuckerlgeschäfte von Wien ist nicht mehr. 49 Jahre lang hat Maria Swoboda Groß und Klein zu süßen Versuchungen verführt. Nun hat sie sich entschlossen, mit 92 Jahren, ihr Geschäft zuzusperren.

Momentaufnahme

  • Alte Dame in einem Zuckergeschäft

    ORF / MARIE-CLAIRE MESSINGER

  • Süßigkeiten

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  • Waage

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  • Kekse

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  • Süßigkeiten

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  • Schlecker

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  • Süßigkeiten

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  • Süßigkeiten

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  • Himbreeren

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  • Geschäftseinreichtung

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  • Eingangstüre

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  • Geschäftsportal

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Marzipan, Trüffel, Krokant? Oder doch Eibischteig und Weingummi? Wer das kleine Geschäft in der Wiener Währingerstraße aufsuchte, durfte immer etwas kosten.

Fast wäre es ein 50-jähriges Jubiläum geworfen, aber Ende September war Schluss. Maria "Mizzi" Swoboda hat sich schweren Herzens entschlossen, sich den neuen Zeiten zu beugen. Ab 13. Dezember 2014 gelten im Lebensmittelhandel neue Vorschriften. Sogenannte Offene Waren müssen gekennzeichnet werden, wenn sich darin Allergene befinden, und das können bei den Süßigkeiten, die Frau Swoboda täglich in kleinen Zellophan-säckchen anbietet, etliche sein wie etwa Nüsse, Soja, Milch und Gluten.

Die Wirtschaftskammer habe sie zu Informationsveranstaltungen nach der Arbeit eingeladen, um sich mit den neuen Regeln vertraut zu machen, erzählt sie, aber in ihrem Alter sei das schlicht zu anstrengend. Sie müsste auf jedes ihrer individuell zusammengestellten Säckchen Etiketten kleben, und auch das wäre ihr zu viel Arbeit. Also hat sie ihren Mietvertrag rechtzeitig gekündigt, und keine neue Ware mehr bestellt.

Maria Sowboda hat viele Entwicklungen und Veränderungen in ihrem langen Arbeitsleben überstanden. Geboren in Satu Mare in Rumänien, ist sie mit ihren Eltern als Baby nach Wien übersiedelt. Ihr Vater war Taschnermeister, ihre Kindheit und Schulzeit verbrachte sie im Wien-Margareten.

1936 wurde sie als Lehrmädchen bei der Familie Engel in einem Zuckerlgeschäft am Matzleinsdorferplatz eingestellt. Nach dem Krieg war sie Geschäftsführerin einer Filiale in der „Bärenmühle“ beim Naschmarkt mit fünf Verkäuferinnen. Mit den Pendlerbussen aus dem Burgenland, die dort ankamen und abfuhren, hatte man viel Umsatz gemacht. Nach dem Krieg hatten die Menschen große Sehnsucht nach Süßem, über 1.000 Geschäfte gab es in Wien, heute sind es zirca 35.

Als sich Frau Swoboda selbständig machte, konnte der Standort ihres Geschäftes nicht besser sein. In unmittelbarer Nähe zum Kolosseum-Kino hatte sie sieben Tage die Woche geöffnet.

Vor 30 Jahren hätte sie in Pension gehen können – aber wozu? Die Arbeit hat sie fit und jung gehalten, die Kunden, die sie bereits als Schulkinder kannte, waren ihre Familie.