"Rigoletto" im L.E.O.
Das L.E.O., das Letzte Erfreuliche Operntheater in der Wiener Ungargasse, ist wohl eine der kleinsten Opernbühnen der Stadt und präsentiert regelmäßig große Werke der Opernliteratur im kammermusikalischen Rahmen. Nun hat man Giuseppe Verdis "Rigoletto" erarbeitet - ohne Chor und Orchester, lediglich mit fünf Sängerinnen und Sängern und Klavierbegleitung.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 07.10.2014
Musikalisch genial und packend, inhaltlich eine Zumutung: So könnte man Verdis "Rigoletto" in kurzen Worten beschreiben. Die Reichen und Mächtigen gewinnen, die Armen verlieren auf allen Ebenen.
Regisseur Stefan Fleischhacker hat sich vor allem über den Herzog von Mantua den Kopf zerbrochen, den er selbst auf der Bühne des L.E.O. darstellt. Das Publikum werde sich jedenfalls mitten im Renaissance-Ambiente von Mantua wiederfinden, verspricht Fleischhacker, der seit Anfang der 1990er Jahre die ehemalige Backstube in der Ungargasse unter dem Namen "Letztes Erfreuliches Operntheater" bespielt.
Die Hälfte des Bühnenraums nimmt schon einmal das Orchester ein, in diesem Fall ein einziges Klavier. Spannung kann hier nur mit einfachen Mitteln erzeugt werden. Wer schon einmal im L.E.O. zu Gast war, kennt die Abläufe bereits: Einige Szenen werden gestrichen, dafür erzählt eine Conférencière die Geschichte bei Bedarf weiter. An manchen Stellen darf das Publikum sogar mitsingen und ersetzt auf diese Weise den Chor - wenn auch diesmal nicht in so starkem Ausmaß, wie man es von früheren L.E.O.-Produktionen kennt, sagt Stefan Fleischhacker.
Mit Wein und Schmalzbrot in der Oper
"Rigoletto" war ein früher Meilenstein in Verdis Schaffen - für die Uraufführung am Fenice in Venedig wurde erstmals ein dreidimensionales Bühnenbild gebaut. Dass gerade Verdi aber auch im kleinsten Rahmen funktioniert, hat das L.E.O. in den letzten Jahren bereits mit "Nabucco" und "Aida" unter Beweis gestellt. Die Figuren und ihre Schicksale kämen noch viel besser zur Geltung als auf einer Breitwandbühne, sagt Fleischhacker, dafür wird auch den Sängerinnen und Sängern darstellerisch einiges abverlangt. Der Kontakt zum Publikum ist viel intensiver als auf größeren Bühnen. Das macht die Aufgabe nicht einfacher, macht aber auch den großen Reiz eines L.E.O.-Opernabends aus.
Aus dem kleinen, mit Zeitungspapier austapezierten Foyer des L.E.O. darf das Publikum Wein und Schmalzbrot mit in den Zuschauerraum nehmen - auch das ein bedeutender Unterschied zu großen Opernhäusern. Das L.E.O. sei ein Missing-link in der Wiener Opernszene, sagt Fleischhacker, und das würden auch die öffentlichen Fördergeber auf Bezirks- und Stadtebene so sehen - auch wenn man es als freies Musiktheater ohne avantgardistische Ausrichtung diesbezüglich nicht immer leicht gehabt hat.