USA "besorgt" wegen IS-Kampf um Kobane

Die USA werden es mit ihren Luftangriffen nicht schaffen, die IS-Kämpfer aus Kobane zu verdrängen. Was seit Tagen offensichtlich ist, sagt nun auch die US-Regierung selbst. Die IS-Kämpfer rücken in die Stadt vor, langsam, aber sie werden wohl nicht aufzuhalten sein. Und Außenminister John Kerry sagt ganz offen: Kobane zu retten, das ist gar nicht das wichtigste Ziel der USA.

Morgenjournal, 9.10.2014

"Werden Kobane nicht retten können"

Auch in dieser Nacht dröhnen Bomben und Granaten durch die Straßen von Kobane – Augenzeugen berichten von zahlreichen Toten und Verletzten. Die Terrormiliz IS rückt unaufhaltsam in die kurdische Stadt im Norden Syriens vor. Rund 200.000 Menschen sind mittlerweile aus Kobane geflohen – vom Westen fühlen sie sich alleine gelassen: "Die Amerikaner sagen, sie helfen uns. Aber warum sind sie nur im Westen, nicht hier, im Osten? Wir verstehen das nicht."

Tatsächlich zeigen sich die USA bisher zurückhaltend. Zwar haben sie ihre Luftangriffe in den vergangenen 72 Stunden rund um Kobane intensiviert – doch nicht einmal das Pentagon glaubt mehr daran, dass die Stadt gerettet werden kann: "Wir glauben sehr wohl, dass unsere Militärschläge Wirkung gezeigt haben. Denn immerhin hat der IS Kobane noch nicht erobert", sagt Pentagonsprecher John Kirby. "Aber Luftangriffe alleine werden das Problem nicht lösen, sie werden die Stadt nicht retten können." Auch andere Städte könnten an die Terroristen fallen, erklärt der Pentagonsprecher nüchtern. Denn in Syrien gebe es keinen "willigen und fähigen Verbündeten", um es mit den Terroristen aufzunehmen.

Konzentration auf IS-Kommandozentren

Selbst US-Außenminister John Kerry gibt offen zu: Kobane zu beschützen, sei nicht oberste Priorität der USA: "So furchtbar es ist, zu sehen, was in Kobane passiert - wir müssen trotzdem einen Schritt zurück machen und an unserem Plan festhalten - Unsere Ziele sind die Kommandozentralen und die Infrastruktur der Terrormiliz. Wir versuchen, den 'Islamischen Staat' insgesamt zu schwächen, nicht nur in Kobane, sondern überall in Syrien und im Irak." Doch genau das brauche Zeit, betont US-Präsident Barack Obama nach seinem gestrigen Krisentreffen mit den ranghöchsten Militärberatern im Pentagon: "Es ist und bleibt eine schwierige Mission, und das haben ich von Anfang an gesagt: Das ist nicht etwas, was über Nacht gelöst werden kann. Die gute Nachricht ist aber, dass es einen breiten Konsens unter allen Alliierten gibt, dass der IS den Frieden und die globale Sicherheit bedroht."

Genau diese Alliierten wollen nun mobilisiert werden. Die USA hoffen auf die Türkei, die sich bisher beim Kampf um die kurdische Hochburg zurückgehalten hat. Doch auch diese ist jetzt alarmiert. Sollte Kobane fallen, würde die IS-Miliz mehr als die Hälfte der türkisch-syrischen Grenze kontrollieren.

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