Wer wird das Burgtheater leiten?

Heute Vormittag wird im Pausenfoyer des Wiener Burgtheaters die neue künstlerische Leitung des Hauses am Ring präsentiert. Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) wird dies tun, der den letzten Direktor, Matthias Hartmann, fristlos entlassen hat und die interimistische Direktorin, Karin Bergmann bis September 2016 bestellt hat.

Morgenjournal, 14.10.2014

Nur eines ist bestätigt: Die Findungskommission hat zuletzt einen Zweiervorschlag abgegeben. Wer darauf steht, ist keineswegs klar. Wer in der Kommission war, die im Auftrag von Kulturminister Ostermayer tätig wurde, allerdings schon: Das waren der Filmregisseur Götz Spielmann, die Grazer Opernintendantin Elisabeth Sobotka, die Österreicherin und Theaterfinanzexpertin Susanne Moser von der Komischen Oper in Berlin und Burgtheater-Aufsichtsrat Christian Strasser.

Abgesehen von den 21 Bewerbungen, die bis Mitte Juni auf die Ausschreibung erfolgten, hat die Kommission auch von sich aus Gespräche geführt. Bestätigt haben diese auch der Dresdner Schauspielintendant Wilfried Schulz und der deutsche Regisseur Michael Thalheimer, die nun von vielen Zeitungskommentatoren als die Endkandidaten angesehen werden. Obwohl nicht allzu viel für sie spricht: Schulz, gelernter Theaterwissenschaftler und Dramaturg, ist seit 2009 in Dresden und sein Vertrag läuft dort noch bis 2018.

Die verschiedenen Gerichtsprozesse rund um das Burgtheater-Finanzdebakel werden bis 2016 nicht abgeschlossen sein, inklusive möglicher Forderungen des von Josef Ostermayer gekündigten Matthias Hartmann. Im Unterschied zu Schulz, der kaum eine Verbindung zum Burgtheater und zu Österreich hat, ist der deutsche Regisseur Michael Thalheimer an der Burg wenigstens bereits oft zu Gast gewesen. Das spräche für Thalheimer, denn kostspielige Bühnenbilder wird sich das Burgtheater in Zukunft ebenso wenig leisten können wie teure Gaststars. Gegen Thalheimer spricht allerdings, dass er noch nie ein Theater geleitet hat.

Das hat auch Karin Bergmann nicht, bevor sie Josef Ostermayer als interimistische Direktorin an die Burg zurückgeholt hat, wo sie zuletzt den Posten der Vizedirektorin innehatte - was jetzt allerdings wiederum gegen sie sprechen könnte, denn in den laufenden Gerichtsprozessen ist es nicht auszuschließen, dass ihr Wissen um die Burgtheatermisere noch einmal auf den Prüfstand kommt. Aber als erste Frau an der Spitze des Hauses ist mit Karin Bergmann sicher ein Zeichen gesetzt worden.

Namen fähiger Theaterleiterinnen wie Barbara Frey in Zürich oder Karin Beier in Hamburg sind für die Burg auch nicht auszuschließen. Und auch lautstarke Absagen wie jene von Martin Kusej vor einem Monat könnten sich als Ablenkungsmanöver erweisen. Der international wohl renommierteste österreichische Theater- und Opernregisseur leitet derzeit das Münchner Residenztheater. Er wäre eigentlich der logische Nachfolger Hartmanns, der von der schwarz-blauen Regierung bestellt wurde. Kusej hätte eigentlich alles Voraussetzungen für den notwendigen Neustart am Burgtheater und er hat seinen Vertrag in München bisher nicht über 2016 verlängert.

Doch wie gesagt, eigentlich ist alles offen. Sicher ist nur, dass Kulturminister Ostermayer, bevor er heute um 11:00 Uhr die Presse informiert, den Burgtheater-Aufsichtsrat und die Ensemblevertretung der Burg treffen wird.