OMV-Aufsichtsrat berät über Vorstandswechsel

Der OMV-Aufsichtsrat will heute bei einer außerordentlichen Sitzung über die künftige Führung des Unternehmens entscheiden. Zur Debatte steht die Ablöse von Vorstandschef Gerhard Roiss und Gas-Vorstand Hans-Peter Floren, die laut Medienberichten bereits vom Aufsichtsratspräsidium beschlossen wurde. Am Montag forderte auch der Konzernbetriebsrat personelle Konsequenzen.

Morgenjournal, 14.10.2014

Breite Kritik an Konzernführung

Die Stimmung ist schlecht in der Führungsetage der OMV: Insider sprechen von einem "Haufen von Alphatieren, die sich nicht zusammenraufen können". Dabei geht es um strategische Unstimmigkeiten und persönliche Animositäten: Dass die Zusammenarbeit zwischen OMV-Chef Gerhard Roiss und dem fürs Gasgeschäft zuständigen Vorstand Hans Peter Floren nicht friktionsfrei war, gilt als offenes Geheimnis. Jetzt sollen beide vorzeitig den Hut nehmen.
Das Chaos um die gewichtigste Beteiligung der Republik Österreich macht auch Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) Sorgen: immerhin hält der Bund über die Staatsholding ÖIAG 31,5 Prozent an der OMV. Schelling gestern am Rande des EU-Finanzministertreffens in Luxemburg: "Ich glaube, dass die die Vorgangsweise "nicht sehr professionell ist, wenn man über das größte österreichische Unternehmen in der Öffentlichkeit diskutiert". Er sei von der ÖIAG informiert worden. "Morgen wird es in der Aufsichtsratssitzung hoffentlich zu entsprechenden Beschlüssen kommen". Es müsse eine Zukunft für das Unternehmen geben, "denn es ist im Teilbesitz der Republik Österreich und damit der Österreicher. Und ich habe nicht gerne, wenn durch solche Vorgangsweisen ein Wertverlust entsteht", so Schelling. Tatsache ist: seit dem Sommer, als die Konflikte öffentlich wurden, ist der Kurs der OMV-Aktie um mehr als ein Viertel eingebrochen.

Aus Insider-Kreisen ist unverhohlene Kritik an Noch-OMV-Chef Roiss zu hören: Er verhindere Reformen, habe keine Strategie und informiere auch den Aufsichtsrat nicht immer korrekt. OMV-Aufsichtsratsvorsitzender ist ÖIAG-Chef Rudolf Kemler, der selbst nicht ganz sicher im Sattel sitzt.

Unzufriedenheit und Appelle

Aber auch der zweite Großaktionär der OMV, der Staatsfonds von Abu Dhabi - er hält knapp 25 Prozent am Konzern - ist mit Roiss dem Vernehmen nach unzufrieden, weil die Gewinne zu wünschen übrig lassen. Roiss habe zu sehr auf die Gasförderung gesetzt und dazu in politisch instabile und geschäftlich riskante Länder expandiert. Und er soll auf den fallenden Gaspreis zu wenig mit Einsparungen reagiert haben.

Mit einem dramatischen Appell an die Eigentümervertreter hat sich am Abend der Betriebsrat der OMV zu Wort gemeldet: Der Konzern sei derzeit handlungsunfähig, daher müsse der Aufsichtsrat rasch und konsequent Personalentscheidungen treffen - soll heißen, den OMV-Vorstand unter Vorsitz von Gerhard Roiss austauschen.

Über mögliche Nachfolger wird seit Tagen spekuliert, immer wieder genannt wird da OMV-Finanzvorstand David Davies. Der 59-jährige Brite ist seit 2002 im Konzern und gehört keiner der Konfliktparteien an.

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