"Einer nach dem anderen" im Kino

"Ein Mann sieht rot", der Titel eines Films mit Charles Bronson als Rächerfigur aus den 1970er Jahren könnte als Motto für einen Schneepflugfahrer in Norwegen gelten. Denn als dessen Sohn ermordet wird, sucht er auf eigene Faust nach den Schuldigen. Der norwegische Film "Einer nach dem anderen" setzt aber vor allem auf skurrilen Humor - unter anderem mit Bruno Ganz in der Rolle eines serbischen Mafia-Bosses.

Eine riesige Schneefräse, ungefähr mannshoch. Da hat man schon eine böse Vorahnung. Dieses Monster wird wohl nicht nur Straßendienst versehen. Doch bis die Maschine ihre umfassenden Fähigkeiten beweisen kann, dauert es einen ganzen Film lang. Dazwischen wird auch sonst heftig auf- und weggeräumt. Denn die Drogenmafia hat den Sohn des Schneepflugfahrers Nils (Stellan Skarsgard) auf dem Gewissen, und der keine Angst vor dem organisierten Verbrechen.

Morgenjournal, 19.11.2014

Der Drogenboss fährt elektronisch

Dieser Film ist zweifellos eine Geschichte von Rache und Selbstjustiz und dennoch etwas anders. Denn so gut wie jedes Gangster-Klischee wird von Regisseur Hans Petter Moland in die Mangel genommen. Der Drogenboss ist ein ökobewusster Freak, der Karottensaft und Muffins liebt, seinem Sohn zuckerhaltige Getreideflocken verbietet, Elternsprechtage hasst und einen schnittigen Sportwagen fährt, freilich ein Elektro-Auto.

Eine Kettenreaktion von Leichen

"Einer nach dem anderen", der deutsche Filmtitel gibt auch das Erzähl-Konzept vor. Mehr oder weniger originell bringt der Durchschnittsbürger Nils seine Widersacher aus der Drogenbranche um, löst einen Bandenkrieg aus, also eine Kettenreaktion von Leichen. Dass sich das Ganze trotz exzessiver Gewalt mehr wie eine Komödie anfühlt, liegt am lakonischen Unterton, wie man ihn etwa von den Coen-Brüdern kennt.

Zivilisation und Verrohung

Alle dürfen hier aus den gewohnten Kinorollen fallen: serbische Mafiosi, die nicht verstehen können, dass man in Norwegen Hundekot entsorgt, gleichgeschlechtliche Liebe unter Ganoven oder ein Profikiller mit Grammatikproblemen. Zivilisation und Verrohung, aus dem ständigen Ausspielen dieser Gegensätze schöpft Hans Petter Moland seine Komik. Das ist zwar durchaus originell, mit Fortdauer des Films aber als Nummernrevue auch ein wenig zu routiniert.