Heinisch-Hosek: "Kein Garantieschein" für fehlerfreie Zentralmatura

In gut fünf Monaten findet zum ersten Mal an allen Gymnasien in Österreich die Zentralmatura statt. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, sagt Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ). Nach der Pannenserie vergangenen Mai will sie keine Garantie für einen fehlerfreien Ablauf abgeben. Stattdessen kann sich Heinisch-Hosek im Ö1-Interview vorstellen, dass die neue Matura künftig vom Ministerium und nicht mehr vom Bundesinstitut BIFIE abgewickelt wird.

Gabriele Heinisch-Hosek

APA/HERBERT NEUBAUER

Mittagsjournal, 27.12.2014

Gabriele Heinisch-Hosek im Gespräch mit Regina Pöll

Ministerium für Zentralmatura zuständig?

Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) steht zum Bildungsforschungsinstitut BIFIE - auch nach der Pannenserie im Mai und der Datenaffäre Anfang des Jahres. Im Ö1-Journal zu Gast sagt Heinisch-Hosek: "Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten sehr gut. All das, was passiert ist, hoffen wir in Zukunft vermeiden zu können." Das BIFIE ist im kommenden Jahr für die Abwicklung der Zentralmatura zuständig.

Künftig kann sich Heinisch-Hosek aber vorstellen, dass die neue Matura ab 2016 direkt in ihrem Ministerium abgewickelt wird. Zuerst müsse der BIFIE-Lenkungsausschuss über eine Verlagerung der Aufgaben entscheiden, sagt die Ministerin: „Etwas Re-Dimensionierung wäre angebracht. Das kann bedeuten, dass einige Aufgaben, die jetzt geleistet werden, ins Ressort zurückwandern." - eventuell auch die Zentralmatura.

Nach den Pannen beim Testlauf will Heinisch-Hosek jedenfalls keinen Garantieschein ausfüllen, dass die Zentralmatura zu 100 Prozent klappen wird. "Wir haben mit dem BIFIE gemeinsam viele Sicherheitsschleusen eingebaut, was die Auslieferung der Beispiele anlangt. Wir sitzen sehr oft mit den Schulpartner zusammen, um auszuloten, was noch gebraucht wird, damit hier keine Fehlerkette mehr passiert." Einen Rücktritt, sollte es erneut zu Fehlern kommen, schließt Heinisch-Hosek aus: "Ich würde das nicht als einen Grund sehen aufzugeben, sondern auf jeden Fall weiterzumachen, weil Bildung viel mehr ist als nur die Reifeprüfung."

Pflichtschullehrer in Bundeskompetenz?

Hunderte Millionen Euro - mit einer solchen Budgetlücke sieht sich Unterrichtsministerin Heinisch-Hosek 2015 konfrontiert. Gleichzeitig muss das Ministerium 60 Millionen Euro einsparen. Wie das gehen soll? Eine Spar-Lösung wie heuer, ein Aufschieben der Zahlung von Schulmieten an die Bundes-Immobiliengesellschaft (BIG), lehnt Heinisch-Hosek ab: "Die Stundung der BIG-Mieten wird nicht zu wiederholen sein, denn ich glaube, Stunden sollte man nicht jedes Jahr als Ausweg sehen."

Bund und Länder würden demnächst zusammenkommen, um zu schauen, wo Doppel- und Mehrgleisigkeiten in der Verwaltung eventuell behoben werden können, so Heinisch-Hosek. Ihr Bestreben, die Pflichtschullehrer in die Kompetenz des Bundes zu holen, lehnen die Landeschefs aber ab. Trotzdem gibt sich die Unterrichtsministerin optimistisch. "Ich glaube nicht, dass wir hier noch sehr lange warten müssen, denn es ist knapp mit dem Geld. Hier braucht es Lösungen und es wird von einigen nachgegeben werden müssen."

Faymann hat "viel weitergebracht"

Seit dem SPÖ-Parteitag und seinem schwachen Abschneiden mit nur 84 Prozent der Stimmen läuft die Führungsdebatte um Parteichef und Kanzler Werner Faymann auf Hochtouren. Auch Alternativen, wie ÖBB-Chef Christian Kern, wurden schon genannt. Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek von der SPÖ, die selbst unter 90 Prozent geblieben ist, nennt die Aufregung übertrieben. "Wir haben einen Parteivorsitzenden, der in seiner Zeit als Vorsitzender und Bundeskanzler wirklich viel für dieses Land und auch für die Partei weitergebracht hat. Für mich sitzt er natürlich fest im Sattel."

Vergangene Woche hatte Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) im Journal zu Gast gemeint, dass für sie Kern als Faymann-Nachfolger nicht in Frage komme. Heinisch-Hosek sieht diese Debatte einzig und allein durch die Medien befeuert. Sie will Christian Kern und anderen Managern nicht von Vornherein die Befähigung für das Kanzleramt absprechen: "Wenn Interesse da ist, wenn jemand jemanden für geeignet befindet, dann kann im politischen Bereich fast alles möglich sein. Wir sollten ja auch die Bevölkerung in unseren Funktionen und Positionen wiederspiegeln ."