Boston-Anschlag: Prozess beginnt

Es war der 15. April 2013, als im Zieleinlauf des Boston-Marathons zwei Bomben hochgegangen sind. Drei Menschen sind getötet, mehr als 250 verletzt worden. Heute beginnt in Boston der Prozess gegen Dschochar Zarnajew. Er soll gemeinsam mit seinem Bruder die Bomben gebaut und in Rucksäcken im Zielgelände abgelegt haben. Der ältere Bruder ist auf der Flucht von Polizisten erschossen worden. 30 Anklagepunkte hält die Staatsanwaltschaft Dschochar Zarnajew vor; er bekennt sich nicht schuldig. Ihm droht die Todesstrafe, in einem Bundesstaat, in dem das eigentlich nicht vorgesehen ist.

Läufer beim Boston Marathon

APA/EPA/JUSTIN LANE

Morgenjournal, 05.01.2015

Zarnajews Befragung vor Prozessbeginn

Schon vor dem heutigen Prozessbeginn sind in den USA die Emotionen hoch gegangen. Denn am 18. Dezember ist Dschochar Zarnajew in der letzten Anhörung vor dem Prozess vom Richter befragt worden. Es war sein erster öffentlicher Auftritt nach 17 Monaten. Ob er das Prozedere verstehe, wollte der Richter wissen. Zarnajew antwortete Ja, Sir. Und ob er mit seinen Verteidigern zufrieden sei, fragte der Richter noch. Zarnajews Antwort: Ja, sehr!

Opfer und Angehörige waren anwesend

Zahlreiche Opfer und Angehörige wollten sich das nicht entgehen lassen. Viele haben vor, keinen Verhandlungstag auszulassen, wie Marc Fucarile, der mit seiner Krücke aus dem Gerichtssaal kommt: "I'm just grateful I'm alive. Ich bin froh dass ich noch lebe und froh, dass ich das Verfahren miterlebe. Ich will, wie alle anderen, wissen, was hier passiert, das ist alles. I want to know what's happening, that's all."

Dass der Prozess ihn ihm schon verheilte Wunden aufreißen könne, glaubt Fucarile nicht. Er müsse ohnehin jeden Tag mit den Folgen des Anschlags leben: "Relive it - I still live it and I live it every day."

Für 17 Anklagepunkte droht die Todesstrafe

In der 74-seitigen Anklageschrift wird Zarnajew unter anderem Mord und der Einsatz von Massenvernichtungswaffen vorgeworfen. Auf 17 der 30 Anklagepunkte steht die Todesstrafe. Mit einem Ergebnis wird erst in mehreren Monaten gerechnet. Alleine die heute beginnende Auswahl der Geschworenen kann mehrere Wochen dauern.