Ich seh Ich seh

Ulrich Seidl, der Meister für den österreichischen Alltagshorror, hat mit "Ich seh Ich seh" einen Streifen produziert, der geschickt mit den Konventionen des Horrorfilms spielt, gleichzeitig aber auch die gehobenen Ansprüche eines Arthouse-Dramas erfüllt. Für Buch und Regie zeichnen Seidls Ko-Autorin Veronika Franz und Seidls Neffe Severin Fiala verantwortlich.

Morgenjournal, 05.01.2015

Ein abgelegenes Haus im Waldviertel, auf der einen Seite ein stiller, dunkler Weiher, auf der anderen ein hohes Maisfeld. Die Zwillinge Elias und Lukas erwarten die Rückkehr ihrer Mutter aus dem Krankenhaus. Doch die hat sich stark verändert, ist abweisend und kalt. Bald beschleichen die beiden Buben Zweifel, ob es sich bei der Frau mit dem einbandagierten Gesicht auch tatsächlich um ihre Mutter handelt. Um die Ratlosigkeit der beiden Kinderdarsteller authentisch auf die Leinwand zu bringen, verwendete das Regie-Duo Veronika Franz und Severin Fiala einen besonderen Kniff: Die Kinder kannten die Geschichte im Vorfeld nicht.

Vertrautes leicht verfremdet

Mit unglaublicher Sicherheit spielen die beiden Debütanten Veronika Franz und Severin Fiala mit dem Horror-Genre und seinen Versatzstücken. Mit der gesichts- und damit identitätslosen Frau bedienen sie geschickt das Geistermotiv und ein mit einem Rauschen unterlegtes Schlaflied demonstriert, was schon Sigmund Freud erklärt hat: Dass Unheimlichkeit am eindringlichsten dort entsteht, wo das Vertraute geringfügig verfremdet wird. Sie würden eben beide ein besonderes Naheverhältnis zu diesem Genre teilen, so Severin Fiala.

Eiskalt und punktgenau ist "Ich seh, ich seh" inszeniert und ganz präzise hat Kameramann Martin Gschlacht auch die Bilder komponiert. So erfüllt der Streifen nicht nur die Erwartungen der Horrorfans, sondern auch die Ansprüche, die man an einen Autorenfilm stellt. Das mag auch erklären, warum die erfolgsverwöhnten Weinstein-Brothers ihre Arme nach dem Debütfilm ausgestreckt haben.

In "Ich seh, ich seh" führen Veronika Franz und Severin Fiala ihr Publikum gekonnt aufs Glatteis. Allerdings nicht, um es ausrutschen zu lassen, das wäre den beiden Debütanten zu harmlos, sondern um es einbrechen zu lassen, denn sicheren Halt gibt es in diesem Film keinen.

Ich">http://vimeo.com/113386260">Ich seh Ich seh from Filmfonds">http://vimeo.com/filmfondswien">Filmfonds Wien on Vimeo.

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