Paris: Brüderpaar gesucht

Zwei Brüder sind nach dem Attentat in Paris zur Fahndung ausgeschrieben. Sie sollen in die Redaktion der Wochenzeitung Charlie Hebdo eingedrungen sein und gezielt den Chefredakteur und sieben Journalisten ermordet haben. Die weiteren Todesopfer, ein Redaktionsgast, ein Leibwächter, ein Empfangsmitarbeiter und ein Polizist. Den einzigen strategischen Fehler, den die zwei Mörder offenbar begangen haben, war der Ausweis, den sie im Fluchtauto vergessen hatten. Der hat die Polizei zur ersten Spur geführt.

Mittagsjournal, 8.1.2015

Aus Paris,

"Das Null Risiko existiert nicht"

Die beiden Männer sind Brüder, heissen Said und Cherif Kouachi, sind in Paris geboren und besitzen sowohl die französische als auch die algerische Staatsangehörigkeit. Vor allem der jüngere der beiden, der 32-jährige Said, war der Polizei und den Geheimdiensten schon seit 2005 bekannt, dies bestätigte am Morgen auch Premierminister Valls im französischen Rundfunk: Weil sie den Polizei- und Geheimdiensten bekannt waren, standen sie auch unter Beobachtung. Aber man muss ganz klar sehen - ich hab das als Innenminister schon gesagt, sag es jetzt als Premierminister: wir sind mit einer noch nie da gewesenen terroristischen Bedrohung konfrontiert, sowohl von aussen, als auch von Innen. Das Null Risiko existiert nicht. Es ist schrecklich das so sagen zu müssen, angesichts der Opfer und des schrecklichen Attentats, und weil wir alle zutiefst berührt und erschüttert sind, doch es ist so.

Said Kouachi war bereits im Januar 2005 festgenommen worden, als er versuchte, nach Syrien zu fliegen, um von dort in den Irak zu gelangen und verbrachte anschliessend eineinhalb Jahre in Untersuchungshaft. Er gehörte zu dem so genannten Pariser Netzwerk « Buttes Chaumont » im 19. Bezirk, das damals schon französische Dschihadisten für den irakischen Zweig von Al Kaida rekrutierte, um gegen die US-Armee zu kämpfen. Erst 2008 war der 32-Jährige dann zu 3 Jahren bedingter Haft wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung verurteilt worden.

Zwei Jähre später tauchte sein Name im Zusammenhang mit dem gescheiterten Befreiungsversuch eines Terroristen auf, der 1995 ein Attentat in der Pariser S-Bahn begangen hatte - nach kurzer Untersuchungshaft musste man Cherif Kaouchi aber wieder laufen lassen. Erst da wurden die Polizeidienste auch auf seinen älteren Bruder aufmerksam. Beide hatten ihre Eltern früh verloren, waren in verschiedenen Heimen und Pflegefamilien aufgewachsen, Cherif arbeitete Jahre lang als Pizzaliferant und war notorischer Haschischkonsument, bevor er sich einer Pariser Salafistengruppe anschloss.

Zuletzt hatten die Brüder offensichtlich in Reims eine gemeinsame Wohnung gehabt, ein Nachbar: Ich hab sie in der Moschee gesehen, sonst wirkten sie ein wenig verloren, waren sehr diskret und sprachen nicht viel. Meldungen, wonach die beiden sich vor dem Attentat in Syrien aufgehalten hätten und dort militärisch ausgebildet worden wären, sind offiziell nicht bestätigt worden.

Insgesamt wurden in der vergangenen Nacht 7 Personen aus dem näheren und weiteren Umfeld der beiden Hauptverdächtigen festgenommen, eine in einem Pariser Vorort, vier in Reims und zwei in der nordostfranzösischen Ardennenstadt Charleville Maiziere, wo sich letzte Nacht der dritte Tatverdächtige, der erst 18 jährige Schwager von einem der Kouachi Brüder der Polizei gestellt hat, nachdem sein Name im Zusammenhang mit dem Terrorangriff in den sozialen Netzwerken aufgetaucht war - er hat für die Tatzeit aber ein Alibi - er war in Charleville in der Schule.